asiatische traeume

angefangen in 2005 war die urspruengliche idee, von bhutan ueberland nach oesterreich zu fahren - in pakistan wendete sich das blatt, das land und die leute nahmen mich gefangen, so blieb ich laenger als gedacht...

Tuesday, May 02, 2006

pakistan - ich bleibe

18 - 22. mai 05

Assalam Aleykum

Nur kurz eine Zwischennachricht.
Wir wollen von Gilgit wegfahren – ziemlich spät nach einer langen Session im Internet und einem angeblich wieder gewuchteten Reifen. Der Reifenschuster muss den Schlauch, den der Kollege nach unseren kleinen Pannen einzogen hatte wieder raus nehmen und einen neuen einsetzen, da der erste zu groß war und somit eine enorme Unwucht hervorrief. Dabei verkleinert er auch gleich den Flicken am Reifenriss.
Für Westler hört sich das sicher seltsam an, kein Auto würde das „Pickerl“ bekommen oder den „TÜV“ bestehen mit einem geflickten Reifen und nachträglich eingesetztem Schlauch. Hier ist das tägliche Routine – fast.
Nach 20 km steht die Mühle wieder. Reifen da, Luft weg. Diesmal können wir schon selber wechseln, in Chitral hatten wir endlich einen Wagenheber gekauft. Also mit Steinen eine kleine Rampe bauen, das kaputte Rad drauf steuern und hochheben. Wie geschmiert. Dann zurück nach Gilgit, da die nächste Stadt ein bisserl weiter weg lag (50km) und keiner weiß, ob die auch Reifenflicken können. Das „auch“ hätte ich auch weglassen können…
Der gute Junge mit der einzigen Wuchtmaschine (sorry, Fachbegriff entfallen) weit und breit hat ein ziemlich schlechtes Gewissen und setzt alles dran, nun gute Arbeit zu leisten. Das dauerte und so kehren wir wieder ins gleiche Hotel zurück für eine weitere Nacht. Beim Abendspaziergang finden wir ein kleines Geschäft mit echt Hunza Marillen Marmelade (Aprikosen Konfitüre). 2 verschieden große Gläser gibt’s zur Auswahl, beide mit den gleichen Etiketten, der selben Aufschrift etc, nur die Farbe ist einmal rot und einmal richtig marillig. Wir fragen den Verkäufer, wo denn nun der Unterschied sei. Nach langem Überlegen meint er: „Die Farbe!“ soviel zur naturbelassenen Marmelade…
Er schließt das Geschäft seines Lebens ab. Wir kaufen 6 Gläser und noch 4 Gläser Seabuckthorn Jam (Sanddorn). Seine Vorräte sind aufgebraucht.
Früh am Morgen starten wir wieder los, zum Frühstück wieder mal nur Naan. Diemal kommen wir ein Stück weiter, dann holt uns der Reifenteufel wieder ein. Glücklicherweise genau vor einem Reifenschuster. Unglücklicherweise ist einen der Radmuttern abgedreht und drei Männer müssen ihr über eine Stunde mit Hammer und Meissel zu Leibe rücken um sie abzukriegen. Steffi und ich suchen in der Zwischenzeit etwa Essbares und müssen feststellen, dass 16h keine günstige Zeit für Hunger ist. Tee gibt’s überall, Essen nur an einem Platz – wir finden ihn! Gleichzeitig stellen wir fest dass in den quirligen Dorf keine einzige Frau zu sehen ist. Das spricht für sich. Im Lonley Planet wird gewart, hier in Kohistan auch nur ein paar Meter abseits des Karakoram Highways zu fahren – gesetzloses Gebiet nennen sie es. Die Verwaltung besteht nur aus Polizeitruppen, die die Kämpfe der verschiedenen Stämme so „unblutig wie möglich“ halten. Das Buch wurde vor 8 Jahren gedruckt. Jetzt sehen sie immer noch sehr fundamentalistisch aus, aber nicht mehr so blutrünstig wie beschrieben. Wir 2 Frauen stoßen aber nicht gerade auf Begeisterung, als wir alleine um Essen fragen. David kommt nach einer Weile dazu, den Wirten fällt sichtlich ein Stein vom Herzen – ein Mann, es geht also doch alles mit rechten Dingen zu. Er isst nur kurz und verschwindet wieder, was ihm ziemlich ungläubige Blicke einbringt. Wie kann er nur die armen Weibchen so alleine lassen? Können die überhaupt zahlen? Sie können. Er ist erleichtert.
Wir fahren mit nur 5 Stück Radmuttern weiter – nach 3 Stunden.
Mittlerweile ist ausgeredet, dass die Konstellation so nicht mehr funktionieren kann. Martin will auf freundschaftlicher Basis nicht weiter fahren, ich will mit Beziehung nicht weiterfahren – zu viele Beleidigungen und Schmerzen in den letzten Tagen. Da wir jeden Tag fast versucht haben, die Geschichte auszureden und am Laufen zu halten und es nicht funktioniert hat, möchte ich gern 2 Tage oder ein bisschen länger je nach Verkehrsanbindungen alleine bleiben um meine chaotischen Gedanken auf die Reihe zu kriegen. Ich weiß, dass ich einfach ein bisschen Ruhen brauche um mit mir selbst wieder ins Gleichgewicht zu kommen, dann kann ich auch über kleine „Missverständnisse“ wieder großzügiger Hinweg sehen. Ich lebe nach dem Prinzip: wenn ich nicht 100% habe, kann ich es auch nicht geben und ich habe früher gelernt, diese Dinge mit mir selbst auszumachen, wenns mit dem anderen in direktem Kontakt nicht geht. Nach 2 Monaten des ständigen Versuchens kann ich sagen es hat nicht funktioniert. Martin sieht dass als persönlichen Angriff und Fluchtversuch, er beendet die Beziehung, wenn ich wirklich aussteige. Ich weiß hingegen, dass die Beziehung sich selbst beenden wird, wenn wir uns weiter 24h am Tag auf die Zehen steigen, also bleibe ich bei meinem Entschluss.
Nach dem ich nun weiß, dass es nichts bringt, nach wenigen Tagen nachzureisen, habe ich hier genug Zeit um noch Bekannte zu besuchen. Darauf freue ich mich besonders. Gemütliche Abende ohne stundenlange, zu nichts führende, sich im Kreis drehende Diskussionen, zu wenig Schlaf und ein mürrisches Gesicht neben mir. „Bas“ würden die Pakistanis sagen – „genug“.
Abende an denen man einfach mal nur blödeln kann und Spass haben, einfach ziellos durch die Gegend schlendern mit netten Menschen.
Ich hab also am Nachmittag in Peshawar meine Sachen gepackt, einen Bekannten angerufen, den ich im Kalash Tal kennen gelernt habe – ein Reporter, der eine Geschichte über meinen Reise schreiben will – er hat mich abgeholt, in ein Hotel gesetzt, ein paar leckere Kebab verschafft und einen persönlichen Internetzugang in seinem Büro. Wunderprächtig. Jetzt ist sitzt ich hier grade alleine, die Belegschaft ist ausgegangen zum Feiern – ihre wöchentlich erscheinende Zeitung hat soeben das „ABC certificate“ bekommen.
Morgen werde ich Rawalpindi/Islamabad erkunden, Bekannte wieder treffen, die Story schreiben (lassen) und dann irgendwann weiter nach Lahore ziehen – bald!!

Bis bald mal

Bei Yahoo gibt's Fotos zum blog, falls Du nach dem Passwort gefragt wirst: acchigom

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