asiatische traeume

angefangen in 2005 war die urspruengliche idee, von bhutan ueberland nach oesterreich zu fahren - in pakistan wendete sich das blatt, das land und die leute nahmen mich gefangen, so blieb ich laenger als gedacht...

Tuesday, May 02, 2006

Nepal Bhutan Anreise

21.maerz bis 2. april 05

Kuzum sangpo,

nach dem ich nun schon eine Woche unterwegs bin und mich noch nicht gemeldet habe, werde ich das jetzt mal nachholen.
Der Flug schien ohne Komplikationen zu klappen, ich war schon sehr verwirrt, da wirklich alles glatt ging. Der Zug von Salzburg nach München, die Ticketabholung, der Flug von München nach Doha. Da endlich: Ich habe mich mit der südkoreanischen Flugbegleiterin verquatscht, das Buch (Kim von Rudyard Kipling) welches ich in Österreich nach langem Suchen gefunden hatte und meinen aufblasbaren Polster zu Seite gelegt. Beim Aussteigen wars weg. Na also, ganz so nach Plan wär ja langweilig. Ich hoffe dem, der das Buch genommen hatte, gefällts wenigsten. Es ist ein gutes Buch. Bis KTM verlief wieder alles tiptop.
Die Tage vom 22 -27 März durfte ich in Nepal/Kathmandu verbringen. Anfangs war ich wieder bei meiner Freundin Vidya. Es ist immer schön, in einem fremden Land wie ein Familienmitglied behandelt zu werden und das ist bei ihrer Familie der Fall. Ich habe diese ersten Tage sehr genossen, bin ein wenig durch Thamel gelaufen und hab viel Tee auf vielen Sonnenterassen getrunken. Thamel ist das „Einkaufsviertel für Touristen“, das darf man sich aber jetzt nicht wie ein Shoppingcenter vorstellen (du weißt ich mag diese stressigen Riesengebilde nicht sehr gerne) sondern eher wie einen offenen Bazaar, in dem ein kleiner Shop an den nächsten gereiht ist, alle ohne Zwischenräume. Dort gibt es von Trekkingausrüstung über Kleidung, Tücher, Papier, Metallwaren, religiöse Gebrauchsgegenstände, Fotoausrüstungen, Internetcafes, kleine Einrichtungsgegenstände, Dekomaterial, Hygieneartikel, Nahrungsmittel aller Art, Bücher, Karten, Souvenirs, Tablas (Trommeln), Frisöre, Schuhmacher, ach egal, einfach alles. Es gibt nichts was es nicht gibt.
Die Shops sind meist 4-5 x 3m groß, haben oft noch kleine überfüllte Tischchen vor der Tür stehen und sind mit allem möglichen angestopft. Übersicht ist nicht erstrebenswert.
Ein Beispiel: Ich suchte eine leichte dunkelrote Daunenjacke, die ich einer bhutanischen Freundin mitnehmen sollte. Im Shop hängen ein paar Jacken, nur keine rote, außerdem sind alle zu groß und von der echt dicken, heißen Sorte. Also erst mal sämtliche Höflichkeitsbezeugungen, die hier eben nicht nur Floskeln sind, dann trag ich ihm meinen Wunsch vor. Zeige dabei auf verschiedene Modelle, er nimmt eine der schweren herunter, ich solle sie mal wegen der Größe probieren. „Passt nicht? Warum, die passt doch?“ – „Die Jacke ist ein Geschenk für eine Freundin, sie ist ein bisschen größer als ich, aber nicht in der Länge.“ Nur nicht unhöflich werden.. „Aha verstehe. Möchtest du Tee?“ „Natürlich!“
Versuch diese, oder diese, oder diese. Irgendwann war dann mal die richtige Größe erreicht, nun brauchte ich nur noch Modell und Farbe. Das Modell war schnell gefunden, die Farbe machte größere Probleme. Aus den hintersten Winkeln seines Shops, wo unter alle den aufgehängten Stücken die „Lagerbestände“ ihr finsteres Dasein fristeten, zog er immer wieder eine kleine weiche Rolle hervor, die wie ein Schlafsack aussah. Die Daunenjacken hatten sämtliche Varianten von Farben die man im Entferntesten eventuell als ROT bezeichnen konnte, und jede „passt doch super!“ Dabei waren orange und violett noch nicht die Ausgefallensten. Plötzlich sprang er auf und sagte „warte nur 5 min, ich hole eine Jacke aus dem großen Lager.“ In dem Augenblick kam ein kleiner Junge, der den Tee brachte, eine Tradition die hier sehr zum entspannten Einkaufen beiträgt. Perfektes Timing, der Kleine.
Der Shopbesitzer, ein 23jähriger Newari erzählt mir, dass er schon seit fast 15 Jahren hier in Thamel arbeitete. Schule scheint nicht wichtig zu sein, wenn man dafür die Aussicht auf einen eigenen Shop bekommt. Es geht auch ohne, er spricht gutes English und rechnet relativ gut, selbst ohne Taschenrechner. Die Schule des Lebens. Ich wills nicht befürworten, aber bei ihm scheint es gefruchtet zu haben.
Nach dem der süße, würzige Masalatee leer war, kam schon der Shopbesitzer mit der Jacke aus dem Lager, die nun auch wirklich passte. Nach ein paar weiteren Worten, kurzem Feilschen und dem Versprechen wieder vorbei zu kommen, mach ich mich mit der Jacke auf dem Heimweg.
Am 3. Tag kommt Martin, wir ziehen beide ins Shangri LA Hotel, wo wir vom Manager eingeladen werden, weil wir sein Hotel meist für unsere Gruppen buchen. Ein gemütliches Hotel, man fühlt sich auch hier wie in der Familie.
Am Vortag war ich mit Sanjay, dem ehemaligen Manager und jetzigem Sita Travel Nepal Geschäftsführer im Hyatt Hotel essen, wo wir ein paar alte Bekannte getroffen haben, mit denen wir im Sommer zusammen gearbeitet haben. Ein riesen 5 Stern Koloss, in dem man eine Karte braucht, wenn man sich nicht verlaufen will. Super Zimmer, viel Platz, aber sehr unpersönlich. Man fühlt sich wie eine Nummer.
Da ists im Shangri La schon besser, auch wenn das Herzstück (Sanjay) nun weg ist und nicht mehr Tag und Nacht zu Verfügung stehen muss.

Die geschäftliche Situation ist aber überall sehr schlecht, Touristenrückgang von 65%, die meisten Hotels stehen leer, die kleine Verkäufer in Thamel haben schon ein bisserl resigniert. Im Jänner haben sie die Preise in fast astronomische Höhen getrieben (für Nepal) und beim Handeln sehr wenig nachgegeben, nach dem Motto: Wenn schon jemand kommt, so muss der auch wirklich viel zahlen, sonst können wir nicht überleben.
Jetzt setzten sie die Preise sehr moderat an und würden sich ziemlich tief runterhandeln lassen, um nur ein paar Rupien zu bekommen, egal wie hoch der Verlust wäre. Die vorhandene Ware muss einfach in Geld umgewandelt werden. Ich gebe ihnen immer ein wenig mehr, als ihr tiefstes Angebot wäre, aus Fairnessgründen. Sie können nichts für die Situation.

Am 25. März wurde das HOLI Fest gefeiert.

Das ist ein Hindufest, bei dem es nass und bunt hergeht. Die kleinen wie auch großen Kinder werfen kleine Plastiksäcke mit Wasser auf vorbei gehendes Volk, schmieren sich gegenseitig Farbpuder ins Gesicht und tanzen ausgelassen durch die Gegend.
Vidya hat mir am Vortag noch erklärt, wir gingen zu einer privaten Geburtstagsfeier, mit einem eigenen Auto, um dem ganzen Troubel auszukommen. Viele nepalesische Freunde hatten mir schon mitgeteilt, dass sie an dem Tag nicht außer Haus gehen würden.
Also gut, wir kamen also dort an, stiegen hoch zur Sonnenterasse und wurden gleich mal mit Farbe beschmiert. Gold, rot, purple, silber, pink. Also doch Karneval..
Ich hatte nur die Kleidung die ich ohnehin grade trug, die würde das ganze also nicht überstehen. Genau, da flog auch schon das erste Plastiksackerl mit ausnahmsweise klarem Wasser von der gegenüberliegenden Dachterasse und die Schlacht konnte beginnen.
Jedes mal wenn man denkt, jetzt ist wirklich „Waffenstillstand“ dauert es maximal so lange, bis man wieder richtig trocken ist und gerade nichts böses ahnend tief in ein Gespräch verwickelt ist. Platsch! Als den Nachbarn das Wasser endlich ausgegangen war, der Spieltrieb unserer Gastgeber aber noch lange nicht befriedigt war, beschossen wir uns gegenseitig. Die Plastiksackerl waren irgendwann aus, aber Nepali geben so leicht nicht auf und schütten gleich den ganzen Eimer mit blauem Wasser über den Nächstbesten.
Nach dem 5. Waffenstillstand wars dann wirklich vorbei, die Friedensgespräche fielen auf fruchtigen Boden (im Gegensatz zur derzeitigen Regierungssituation, wenn mans überhaupt so nennen kann) und wir setzten uns friedlich über einen großen Topf Rara (scharfe Nudelsuppe mit Gemüse).

Der nächste Tag bescherte mich noch eine der köstlichsten Kopfmassagen beim Frisör. Sollte auch bei uns eingeführt werden. Trockener Haarschnitt zu 1EUR und 30min Kopf/Schultermassage 1,5EUR. Ich fühlte mich wie neu geboren. Auch das Buch „Kim“ fand ich in einer Buchhandlung um 1,5 EUR (zuhause hatte es 11EUR gekostet), es war noch dazu englisch, das schadet nie.

Am frühen – viel zu frühen – Morgen (0600) ging's auf zum Flughafen und nach Bhutan. Die Berge zeigten sich von ihrer gnädigsten Seite, Everest + Co glänzten wie Gold unter dem blauem Himmel.
David und Steffi, die uns diesmal auf der Reise begleiten werden kamen 15 min nach uns aus Kolkatta/Indien an, gemeinsam fuhren wir mit meinem schweigsamen Lieblingsfahrer Kuenga, den ihr aus den anderen Mails kennt, nach Thimphu ins Mäusehaus. Steffi ist zum ersten Mal in Bhutan und kommt aus den Staunen nicht raus. Nach dem überfüllten Indien, wo alle Leute immer glotzen und rumstehen und nachlaufen ist Bhutan eine besondere Ruheoase mit respektvollen Menschen. Noch bevor wir heimfahren kaufen wir frisches Gemüse am Markt und treffen dort zufällig Ap Dawpel, ein uralter begnadeter Musiker, über den einer der Artikel in dem Magazin handelt, welches Martin editiert und ich ins Deutsche übersetzt habe. Er verkörpert noch das Bhutan von gestern, hat große Freude, dass wir ihn kennen und erzählt und mit Händen und Füßen ein wenig von sich. Die kleinen Geschenke am Wegesrand, die man immer nehmen darf…
Das Gemüse kommt am Abend gleich auf den Tisch, als Nachspeise (Dessert für die Schweizer) hab ich bunt eingewickelte Schokoostereier mitgebracht, damit auch an uns der Ostersonntag nicht ganz spurlos vorbei geht. Es fällt auf, dass das Hindi Fest der Farben und das doch auch sehr farbenfrohe christliche Osterfest sehr nahe beisammen liegen…

Gestern war ein astrologisch gesehen sehr Glück verheißender Tag, er wurde genützt um Bhutans erste schriftliche Verfassung zu präsentiert – in allen Bezirken gleichzeitig. Bis September bekommt nun jeder Haushalt eine Kopie, dann findet eine Volksabstimmung über die tatsächliche Einführung statt.

Morgen kommt Tshering wieder – der mit dem ich im Jänner angefangen habe, deutsch zu lernen. Mal sehen wie weit er im „Selbststudium“ gekommen ist.

Vor uns liegen ein paar Wochen Bhutan, dann werden wir die ersten paar Meter unserer Rückreise unter die lädierten Räder nehmen.

Ganz liebe Grüße, Tashi Delek,
bis bald

Bei Yahoo gibt's Fotos zum blog, falls Du nach dem Passwort gefragt wirst: acchigom

  • Nepal Holi Pics


  • in dem Ordner sind auch andere Nepal pics, die ersten sind vom Holi Fest!!

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