Nepal Indien
april 05
NAMASKAT;
Im Shangri la wars gewohnt famliär, täglich Essen mit alten und neuen Freunden, meist zuhause, wos das beste Nepali Essen gibt. Zwischendurch ein paar unkonventionelle Besichtigungstouren, einfach laufen und schauen was so kommt. Wenn wir Hunger hatten blieben wir bei einem der Minirestaurants am Straßenrand stehen, wos wenige Touristen gibt, dafür umso mehr Nepali, was heißt, dass das Essen sicher gut und traditionell ist. Köstlich. Meist hatten wir Unmengen von Momos und Dal Bhat. Vidyas Schwester hat mir einen wunderschöne grüne Kurta genäht – sie ist Schneiderin, jene die im Februar zwangsverheiratet wurde, vielleicht erinnerst du dich noch an die Geschichte damals – sehr bequem und angepasst, sie wird mich auch nach Indien und Pakistan begleiten.
In Pashupathinath, wo die Leichen der Nepali am Flusufer verbrannt werden, zogen die Affen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Sie turnten herum und sprangen wieder und wieder von den Brücken ins Wasser.
Einer hatte es entdeckt, und alle anderen machten es ihm nach. Wie im Freibad zuhause, wenn man Kindern zusieht. Im Affenzahn auf den Mauervorsprung und mit einem Riesensatz runter, umblicken - wegen der anerkennenden Blicke, die einem die weniger mutigen Affen zuwerfen und schnell wieder hoch, weil so super war..
Nach 2 Tagen war auch das Auto wieder soweit fahrbereit – bzw es waren nicht genung Ersatzteile vorhanden um alle Kleinigkeiten zu beheben, aber es fährt. Die Motorleistung ist wieder besser – angeblich nur, weil sie dieLeitungen und den Dieselfilter geputzt haben. Alle „kaputten“ Lampen stellten sich als funktionstüctig heraus, es waren nur die Stecker „rausgerüttelt“, der Tank ist auch wieder dicht, nur in einer hinteren Bremsleitung ist noch ein winziges Loch, die Klimaanlage hat ein Leck im Kondensator, das heißt, wenn man sie auffüllt hält sie maximal 3 Tage. Ach ja und die Kupplung ist fast alle.
Martin hat den Mechanikern bei jedem Handgriff zugeschaut „wer weiß was sie sonst alles kaputt machen..“, wir haben einstweilen Kathmandu und Freunde besucht. Alle sind zur Zeit in der Stimmung „der König wird’s schon richten, es ist zwar nicht gerecht, aber irgendwas muss ja passieren.“ Letzte Woche wurde ein Memorandum of Understatement unterzeichnet, alle sind bester Hoffnung. Mal sehen ob das Kind auch gut zur Welt kommt. Am Weg nach Pokhara sahen wir die ersten Vorhutsfahrzeuge der „internationalen Überwachungseinheiten“ gesehen.
Ich habe beim Einkaufen einen jungen Nepali kennengelernt, der gerade seinen Magister in Soziologie abgeschlossen hat und unbedingt aus dem Land will, weil es selbst für ihn keine Jobperspektiven gibt.
Nach ein paar Momos gings los.
In Pokhara, 200km westlich von Kathmandu – dort wo man die 8000er (Annapurna + Dhaulaghiri) bei klarem Wetter aus der Stadt vor einem aufragen sieht – blieben wir eine Nacht bei einem alten Freund von Martin, der dort ein Hotel hat.
Sein Vater, eigentlich ein Klostermaler, hat es gekauft. Woher der Reichtum? In seinem Geburtsort (am Annapurna Trek, Marpha) hatte er chinesische Guerilla kennen gelernt, die sich am gegenüber liegenden Hang angesiedelt hatten. Die Khampa wurden anfangs geduldet und von den Amerikanern mit Waffen beliefert. Als die Amerikanisch-Chinesische diplomatische Beziehung verstärkt wurde und Nixen nach Beijing fliegen sollte, wurde es im Vorfeld nötig, einige Konflikte zu bereinigen, um den Rest der Welt von der guten Absicht zu überzeugen. Also haben die Amis den Nepalis einen Vertrag angeboten, der offiziell von Entwicklungshilfe und ähnlich hehren Zielen predigte, im geheimen Anhang hieß es allerdings, dass Amerika Nepal militärisch unterstützen werde, wenn nur endlich die lästigen Khampa aus den Bergen entfernt würden, die die Freundschaft mit China so unangenehm belasten. Die Waffen der Amis gingen also nun statt illegal ganz offiziell nach Nepal, in die Hände anderer Personen, aber wen stört das schon?
Die Khampa wurden fast ausgerottet, ein paar wenige, die sie ausgelierfert hatten, wurden in anderen Dörfern neu angesiedelt. Immer nur 1 Familie pro Dorf, dass sie auch ja nicht wieder auf dumme Ideen kommen.
Bei der Flucht hat der Kommandat Ongdi damals – 1973 – seinen Schatz einem kleinen, seriösen Klostermaler anvertraut. Nach dem alle „Erben“ gestorben waren, hatte Ashoks Vater also ein ordentliches Vermögen zur Verfügung. Eines der ersten Hotels in Pokhara, einen Bauernhof, eine studierenden Schwester in Österreich, die nie zurückgekommen ist, eine Frau, die nach Amerika ausgewandert ist und einen extra anglieferten Mercedes später, ist nicht viel übrig vom großen Schatz. Klostermaler sind eben keine so guten Geschäftsleute. Jetzt geht es ihm genauso schlecht wie allen anderen, sie am ausbleibenden Tourismus leiden.
Martin und ich waren am Abend am See. Ganz ruhig liegt derFEwa See da, die Sonne geht grade kitschigst unter – rosa glitzerndes Wasser unter der untergehenden Scheibe, ein lauer Wind, angenehm frisch. Gemütliche Holzboote zu sitzen und zusehen, wie die letzten Nepalikinder ins Wasser springen. Dort hab ich aber auch die Bedrücktheit in der Luft gespürt. Bootsvermieter liegen schlafend in ihren Booten. Am See fahren grade mal 4 Boote, früher hatte man überlegt, ob nicht Ampeln im See aufgestellt werden sollten, um das Chaos zu vermindern. Verkäufer haben ernste Mienen aufgesetzt, viele Läden haben geschlossen, weil die Mieter die Miete nicht bezahlen können – wie auch mit durchschnittlich 100 Rupien Tagesumsatz und 100 USD monatlicher Miete. 100 Rupien sind 1,1 EUR, das geht sich nicht mal bei einer 7Tage-Woche aus. Ich hab ein paar Dinge gekauft, für die Wohnung, als Geschenke um ein bisschen Geld zu verteilen hier.
Dann meinte Martin, wir könnten doch Tongba trinken gehen. In einem Lokal hätte er eine gesehen. Tongba ist so etwas wie bhutanischer Chyang, allerding ist die fermentierte Hirse im Glas (Bambus) und es wird mit heißem Wasser aufgegossen. Ein Strohhalm (Babus) steckt noch drin, mit einem ganz kleinen Loch, damit die Hirsekörner nicht raufkommen. Sie war köstlich. Fast so gut wie die letztes Jahr in Sikkim im Martam Village Resort.
Wir reden grade über Dan, den langjährigen Träger von Martin, dessen 6 Kinder Martin immer das Schulgeld bezahlt, da kommt er auch schon heirein spaziert und meint: „ach da seid ihr, wusste ichs doch!“ Dabei waren wir noch nie dort…
Er findet einen immer zufällig. Da er kein Telefon hat – weder Festnetz noch Mobile, was allerdings sowieso noch nicht funktioniert, seit es der König im Februar abgeschalten hat – ist er schwer zu erreichen, aber obwohl er nie weiß, wann und ob wir ankommen, findet er uns immer. Wir verabreden uns für morgen nach dem Frühstück bei ihm. Er will seine Kinder „herzeigen“ und die Originalzeugnisse, um Martin zu beweisen, dass die Investition nützt.
Er hat mittlerweile ein kleines Haus gemietet, einen eigenen Garten bestellt und lebt mit den 6 Kindern in 2 Zimmern. Geschäft gibt’s wenig, es kommen ja weniger Touristen. Aber er lässt sichs nicht nehmen und schenkt uns eine selbstgeflochtene Blumenkette, ein Zeichen des Glücks und der Freundschaft.
Mit diesen Absicherungen – eine normale Versicherung hatten wir mit dem Starex noch nie – brachen wir am nächstgen Morgen auf nach Indien. Von Pokhara, welches auf 900m liegt runter über einige Berg- und Hügelketten zur Grenze, wo wir am Spätnachmittag ankamen. Am Weg gibt’s viele schöne Nepalihäuser und noch viel weniger Touristen. Die Strecke ist nicht so gut befahren, da soweit im Westen „gefährliches Gebiet“ beginnt – also von Maos belagert. Außerdem ist dort nur noch die Landgrenze nach Indien – und wer fährt da schon hin?
Wir.
Um 11 sahen wir die letzten Häuser von Pokhara, Mittagsstopp in einem kleinen Nest, so um 2h nachmittags. Um 16h waren wir an der Grenze, wo zwar die Immigration schnell ablief, dafür aber der Eintrag ins Carnet fürs Auto auf sich warten ließ – bei 38 Grad im Schatten. Das Auto muss in jedem Land ins „Carnet de Passage“ eintragen werden und bei der Ausreise wieder ausgetragen werden, sonst könnte man die Kiste ja verkaufen ohne Steuern zu zahlen. Falls es nicht ausgefhrt wird, wird die das Carnet ausstellende Behörde aufgefordert, die Steuern zu zahlen (in Bhutan fast 200%). Dafür muss man am Anfang beim Ausstellen einen gewisen Betrag hinterlegen. Der ÖAMTC ist in Österreich der Ansprechpartner in diesen Dingen.
Wir warteten also über eine halbe Stunde auf die Unterschrift des Obergangsters dort, der in einem Gebäude hinter dem eigentlichen Zollbüro sitzt. Martin hatte sich schon ordentlich beschwert. „Es heißt doch, dass seit der Übernahme des Königs alles ruckzuck geht – ist das bis hierher nicht durchgedrungen?“ Erst als wir uns laut diskutierend aufmachten, um den Burschen selbst zu suchen, stand plötzlich der Junge mit den Papiern samt Unterschrift da.
Dann waren die Inder dran. Sehr nett Jungs, die das Ganze gut im Griff hatten. Auch die Temperatur fiel auf nur mehr 37 Grad, wunderbar.
Und weiter ging's in Hitze und Chaos Richtung Gorakhpur. Ich brauche am Anfang immer ein bisserl, bis ich die Hektik und Unfreundlichkeit in Indien vertragen kann. Inder sind einfach zu viele, um sich um alle kümmern zu können. Auch die höfliche Freundlichkeit, wie wir sie von Bhutan und Nepal gewohnt waren findet man auf der Straße selten.
Eine europäische Frau wollte mit ihrem Sohn ein Stück bis zum nächsten Bahnhof mit uns mitfahren, wir hatten uns schon fast geeinigt, wer sich wohin quetschen sollte, da machte Martin dem Ganzen ein abruptes Ende. Auf meine Frage, warum wir zwar Bhutaner, Inder, Pakistanis und sonstige Asiaten mitgenommen hatten kam eine unerwartete Antwort: „Wir sind nicht versichert, Asiaten kosten bei einem Unfall wesentlich weniger. Bei einem Europäer zahlt man sein Leben lang…“ Richtig gerechnet, zugegeben, aber mir fehlt da ein bisserl die Menschlichkeit.
Mit jedem Meter nach Süden in Indien wurde es noch heißer, die Klimaanlage ist (noch) gefüllt, also eine relativ angenehme Fahrt. Im Dunklen kamen wir nach Gorakhpur, wo wir übernachten wollten. Der morgige Tag sollte noch mal anstrengend werden, da Martin unbedingt nach Gwalior musste, eine Stadt in Madya Pradesh/Indien.
Das Hotel am Straßenrand gegenüber vom Bahnhof war erwartungsgemäß Indisch. Kleine, relativ saubere aber lieblose Zimmer, eine Klimaanlage, die abends ausgeschaltet wird, ein Heißwasserboiler, der explodierte und mit dem kochenden rausspritzenden Wasser die Temperatur im Zimmer noch anhob und viele kleine Mitbewohner, kleine stechende Biester, die meine ohnehin schon malträtierten Beine mit neuen, schönen großen roten Stichen versahen. Wir versuchten, sie alle zu zerquetschen, ich glaube aber sie haben unser Händeklatschen allerdings als „Applaus“ für ihre waghalsigen, immer erfolgreichen Flugmanöver mißgedeutet. Schwitzend vor Anstrengung, keine Erleichterung in Sicht, da der Nachtgenerator die Klimaanlage nicht mitversorgt war ich kurz davor, rauszulaufen. Da war wieder eines dieser kleinen Geschenke am Wegesrand – der Generator hörte auf, das Licht ging an und mit ihm die Klimaanlage. Die Nacht war gerettet. Das monotone Geräusch des Ventilators überdeckte den Lärm der Straße und des Bahnhofs. Es war ja erst Mitternacht, wer denkt denn da an Ruhe – überhaupt, wir sind in Indien, wer denkt da an Ruhe???
Ich bewundere jeden einzelnen Inder ob seiner völligen Gleichgültigkeit gegenüber Geräuschen, egal wie laut sie auch sein mögen und der Hitze. Inder schlafen überall. Als wir am Morgen aufstanden und weiterfahren wollten, lagen sie noch überall friedlich schlafend. Im Freien neben dem Bahnhof, unter abgestellten Lastwägen, auf den Seilbetten neben dem Generator, auf Seilbetten neben der Straße… beneidenswert!!!
Ich werd versuchen, das in den nächsten Tagen ein bisschen zu lernen! ;)
Als bis bald mit frischen Eindrücken aus Indien,
alles Liebe
Isa
NAMASKAT;
Im Shangri la wars gewohnt famliär, täglich Essen mit alten und neuen Freunden, meist zuhause, wos das beste Nepali Essen gibt. Zwischendurch ein paar unkonventionelle Besichtigungstouren, einfach laufen und schauen was so kommt. Wenn wir Hunger hatten blieben wir bei einem der Minirestaurants am Straßenrand stehen, wos wenige Touristen gibt, dafür umso mehr Nepali, was heißt, dass das Essen sicher gut und traditionell ist. Köstlich. Meist hatten wir Unmengen von Momos und Dal Bhat. Vidyas Schwester hat mir einen wunderschöne grüne Kurta genäht – sie ist Schneiderin, jene die im Februar zwangsverheiratet wurde, vielleicht erinnerst du dich noch an die Geschichte damals – sehr bequem und angepasst, sie wird mich auch nach Indien und Pakistan begleiten.
In Pashupathinath, wo die Leichen der Nepali am Flusufer verbrannt werden, zogen die Affen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Sie turnten herum und sprangen wieder und wieder von den Brücken ins Wasser.
Einer hatte es entdeckt, und alle anderen machten es ihm nach. Wie im Freibad zuhause, wenn man Kindern zusieht. Im Affenzahn auf den Mauervorsprung und mit einem Riesensatz runter, umblicken - wegen der anerkennenden Blicke, die einem die weniger mutigen Affen zuwerfen und schnell wieder hoch, weil so super war..
Nach 2 Tagen war auch das Auto wieder soweit fahrbereit – bzw es waren nicht genung Ersatzteile vorhanden um alle Kleinigkeiten zu beheben, aber es fährt. Die Motorleistung ist wieder besser – angeblich nur, weil sie dieLeitungen und den Dieselfilter geputzt haben. Alle „kaputten“ Lampen stellten sich als funktionstüctig heraus, es waren nur die Stecker „rausgerüttelt“, der Tank ist auch wieder dicht, nur in einer hinteren Bremsleitung ist noch ein winziges Loch, die Klimaanlage hat ein Leck im Kondensator, das heißt, wenn man sie auffüllt hält sie maximal 3 Tage. Ach ja und die Kupplung ist fast alle.
Martin hat den Mechanikern bei jedem Handgriff zugeschaut „wer weiß was sie sonst alles kaputt machen..“, wir haben einstweilen Kathmandu und Freunde besucht. Alle sind zur Zeit in der Stimmung „der König wird’s schon richten, es ist zwar nicht gerecht, aber irgendwas muss ja passieren.“ Letzte Woche wurde ein Memorandum of Understatement unterzeichnet, alle sind bester Hoffnung. Mal sehen ob das Kind auch gut zur Welt kommt. Am Weg nach Pokhara sahen wir die ersten Vorhutsfahrzeuge der „internationalen Überwachungseinheiten“ gesehen.
Ich habe beim Einkaufen einen jungen Nepali kennengelernt, der gerade seinen Magister in Soziologie abgeschlossen hat und unbedingt aus dem Land will, weil es selbst für ihn keine Jobperspektiven gibt.
Nach ein paar Momos gings los.
In Pokhara, 200km westlich von Kathmandu – dort wo man die 8000er (Annapurna + Dhaulaghiri) bei klarem Wetter aus der Stadt vor einem aufragen sieht – blieben wir eine Nacht bei einem alten Freund von Martin, der dort ein Hotel hat.
Sein Vater, eigentlich ein Klostermaler, hat es gekauft. Woher der Reichtum? In seinem Geburtsort (am Annapurna Trek, Marpha) hatte er chinesische Guerilla kennen gelernt, die sich am gegenüber liegenden Hang angesiedelt hatten. Die Khampa wurden anfangs geduldet und von den Amerikanern mit Waffen beliefert. Als die Amerikanisch-Chinesische diplomatische Beziehung verstärkt wurde und Nixen nach Beijing fliegen sollte, wurde es im Vorfeld nötig, einige Konflikte zu bereinigen, um den Rest der Welt von der guten Absicht zu überzeugen. Also haben die Amis den Nepalis einen Vertrag angeboten, der offiziell von Entwicklungshilfe und ähnlich hehren Zielen predigte, im geheimen Anhang hieß es allerdings, dass Amerika Nepal militärisch unterstützen werde, wenn nur endlich die lästigen Khampa aus den Bergen entfernt würden, die die Freundschaft mit China so unangenehm belasten. Die Waffen der Amis gingen also nun statt illegal ganz offiziell nach Nepal, in die Hände anderer Personen, aber wen stört das schon?
Die Khampa wurden fast ausgerottet, ein paar wenige, die sie ausgelierfert hatten, wurden in anderen Dörfern neu angesiedelt. Immer nur 1 Familie pro Dorf, dass sie auch ja nicht wieder auf dumme Ideen kommen.
Bei der Flucht hat der Kommandat Ongdi damals – 1973 – seinen Schatz einem kleinen, seriösen Klostermaler anvertraut. Nach dem alle „Erben“ gestorben waren, hatte Ashoks Vater also ein ordentliches Vermögen zur Verfügung. Eines der ersten Hotels in Pokhara, einen Bauernhof, eine studierenden Schwester in Österreich, die nie zurückgekommen ist, eine Frau, die nach Amerika ausgewandert ist und einen extra anglieferten Mercedes später, ist nicht viel übrig vom großen Schatz. Klostermaler sind eben keine so guten Geschäftsleute. Jetzt geht es ihm genauso schlecht wie allen anderen, sie am ausbleibenden Tourismus leiden.
Martin und ich waren am Abend am See. Ganz ruhig liegt derFEwa See da, die Sonne geht grade kitschigst unter – rosa glitzerndes Wasser unter der untergehenden Scheibe, ein lauer Wind, angenehm frisch. Gemütliche Holzboote zu sitzen und zusehen, wie die letzten Nepalikinder ins Wasser springen. Dort hab ich aber auch die Bedrücktheit in der Luft gespürt. Bootsvermieter liegen schlafend in ihren Booten. Am See fahren grade mal 4 Boote, früher hatte man überlegt, ob nicht Ampeln im See aufgestellt werden sollten, um das Chaos zu vermindern. Verkäufer haben ernste Mienen aufgesetzt, viele Läden haben geschlossen, weil die Mieter die Miete nicht bezahlen können – wie auch mit durchschnittlich 100 Rupien Tagesumsatz und 100 USD monatlicher Miete. 100 Rupien sind 1,1 EUR, das geht sich nicht mal bei einer 7Tage-Woche aus. Ich hab ein paar Dinge gekauft, für die Wohnung, als Geschenke um ein bisschen Geld zu verteilen hier.
Dann meinte Martin, wir könnten doch Tongba trinken gehen. In einem Lokal hätte er eine gesehen. Tongba ist so etwas wie bhutanischer Chyang, allerding ist die fermentierte Hirse im Glas (Bambus) und es wird mit heißem Wasser aufgegossen. Ein Strohhalm (Babus) steckt noch drin, mit einem ganz kleinen Loch, damit die Hirsekörner nicht raufkommen. Sie war köstlich. Fast so gut wie die letztes Jahr in Sikkim im Martam Village Resort.
Wir reden grade über Dan, den langjährigen Träger von Martin, dessen 6 Kinder Martin immer das Schulgeld bezahlt, da kommt er auch schon heirein spaziert und meint: „ach da seid ihr, wusste ichs doch!“ Dabei waren wir noch nie dort…
Er findet einen immer zufällig. Da er kein Telefon hat – weder Festnetz noch Mobile, was allerdings sowieso noch nicht funktioniert, seit es der König im Februar abgeschalten hat – ist er schwer zu erreichen, aber obwohl er nie weiß, wann und ob wir ankommen, findet er uns immer. Wir verabreden uns für morgen nach dem Frühstück bei ihm. Er will seine Kinder „herzeigen“ und die Originalzeugnisse, um Martin zu beweisen, dass die Investition nützt.
Er hat mittlerweile ein kleines Haus gemietet, einen eigenen Garten bestellt und lebt mit den 6 Kindern in 2 Zimmern. Geschäft gibt’s wenig, es kommen ja weniger Touristen. Aber er lässt sichs nicht nehmen und schenkt uns eine selbstgeflochtene Blumenkette, ein Zeichen des Glücks und der Freundschaft.
Mit diesen Absicherungen – eine normale Versicherung hatten wir mit dem Starex noch nie – brachen wir am nächstgen Morgen auf nach Indien. Von Pokhara, welches auf 900m liegt runter über einige Berg- und Hügelketten zur Grenze, wo wir am Spätnachmittag ankamen. Am Weg gibt’s viele schöne Nepalihäuser und noch viel weniger Touristen. Die Strecke ist nicht so gut befahren, da soweit im Westen „gefährliches Gebiet“ beginnt – also von Maos belagert. Außerdem ist dort nur noch die Landgrenze nach Indien – und wer fährt da schon hin?
Wir.
Um 11 sahen wir die letzten Häuser von Pokhara, Mittagsstopp in einem kleinen Nest, so um 2h nachmittags. Um 16h waren wir an der Grenze, wo zwar die Immigration schnell ablief, dafür aber der Eintrag ins Carnet fürs Auto auf sich warten ließ – bei 38 Grad im Schatten. Das Auto muss in jedem Land ins „Carnet de Passage“ eintragen werden und bei der Ausreise wieder ausgetragen werden, sonst könnte man die Kiste ja verkaufen ohne Steuern zu zahlen. Falls es nicht ausgefhrt wird, wird die das Carnet ausstellende Behörde aufgefordert, die Steuern zu zahlen (in Bhutan fast 200%). Dafür muss man am Anfang beim Ausstellen einen gewisen Betrag hinterlegen. Der ÖAMTC ist in Österreich der Ansprechpartner in diesen Dingen.
Wir warteten also über eine halbe Stunde auf die Unterschrift des Obergangsters dort, der in einem Gebäude hinter dem eigentlichen Zollbüro sitzt. Martin hatte sich schon ordentlich beschwert. „Es heißt doch, dass seit der Übernahme des Königs alles ruckzuck geht – ist das bis hierher nicht durchgedrungen?“ Erst als wir uns laut diskutierend aufmachten, um den Burschen selbst zu suchen, stand plötzlich der Junge mit den Papiern samt Unterschrift da.
Dann waren die Inder dran. Sehr nett Jungs, die das Ganze gut im Griff hatten. Auch die Temperatur fiel auf nur mehr 37 Grad, wunderbar.
Und weiter ging's in Hitze und Chaos Richtung Gorakhpur. Ich brauche am Anfang immer ein bisserl, bis ich die Hektik und Unfreundlichkeit in Indien vertragen kann. Inder sind einfach zu viele, um sich um alle kümmern zu können. Auch die höfliche Freundlichkeit, wie wir sie von Bhutan und Nepal gewohnt waren findet man auf der Straße selten.
Eine europäische Frau wollte mit ihrem Sohn ein Stück bis zum nächsten Bahnhof mit uns mitfahren, wir hatten uns schon fast geeinigt, wer sich wohin quetschen sollte, da machte Martin dem Ganzen ein abruptes Ende. Auf meine Frage, warum wir zwar Bhutaner, Inder, Pakistanis und sonstige Asiaten mitgenommen hatten kam eine unerwartete Antwort: „Wir sind nicht versichert, Asiaten kosten bei einem Unfall wesentlich weniger. Bei einem Europäer zahlt man sein Leben lang…“ Richtig gerechnet, zugegeben, aber mir fehlt da ein bisserl die Menschlichkeit.
Mit jedem Meter nach Süden in Indien wurde es noch heißer, die Klimaanlage ist (noch) gefüllt, also eine relativ angenehme Fahrt. Im Dunklen kamen wir nach Gorakhpur, wo wir übernachten wollten. Der morgige Tag sollte noch mal anstrengend werden, da Martin unbedingt nach Gwalior musste, eine Stadt in Madya Pradesh/Indien.
Das Hotel am Straßenrand gegenüber vom Bahnhof war erwartungsgemäß Indisch. Kleine, relativ saubere aber lieblose Zimmer, eine Klimaanlage, die abends ausgeschaltet wird, ein Heißwasserboiler, der explodierte und mit dem kochenden rausspritzenden Wasser die Temperatur im Zimmer noch anhob und viele kleine Mitbewohner, kleine stechende Biester, die meine ohnehin schon malträtierten Beine mit neuen, schönen großen roten Stichen versahen. Wir versuchten, sie alle zu zerquetschen, ich glaube aber sie haben unser Händeklatschen allerdings als „Applaus“ für ihre waghalsigen, immer erfolgreichen Flugmanöver mißgedeutet. Schwitzend vor Anstrengung, keine Erleichterung in Sicht, da der Nachtgenerator die Klimaanlage nicht mitversorgt war ich kurz davor, rauszulaufen. Da war wieder eines dieser kleinen Geschenke am Wegesrand – der Generator hörte auf, das Licht ging an und mit ihm die Klimaanlage. Die Nacht war gerettet. Das monotone Geräusch des Ventilators überdeckte den Lärm der Straße und des Bahnhofs. Es war ja erst Mitternacht, wer denkt denn da an Ruhe – überhaupt, wir sind in Indien, wer denkt da an Ruhe???
Ich bewundere jeden einzelnen Inder ob seiner völligen Gleichgültigkeit gegenüber Geräuschen, egal wie laut sie auch sein mögen und der Hitze. Inder schlafen überall. Als wir am Morgen aufstanden und weiterfahren wollten, lagen sie noch überall friedlich schlafend. Im Freien neben dem Bahnhof, unter abgestellten Lastwägen, auf den Seilbetten neben dem Generator, auf Seilbetten neben der Straße… beneidenswert!!!
Ich werd versuchen, das in den nächsten Tagen ein bisschen zu lernen! ;)
Als bis bald mit frischen Eindrücken aus Indien,
alles Liebe
Isa
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