Lahore - lauter gute Nachrichten
06 - 16 juni 05
Juhuuuuu,
Lahore ist super, ich bin in Feierstimmung, habe Arbeit gefunden und genieße jede einzelne Stunde in Lahore, mit Freunden und natürlich mit Pierre. Jeden Tag ergibt sich eine neue Überraschung, aber langsam:
vor 2 Wochen habe ich begonnen, im SOS Kinderdorf Lahore zu arbeiten – ehrenamtlich versteht sich. Die Projekte sind jetzt soweit am Laufen, dass man von kontinuierlich im pakistanischen Sinne sprechen kann… Es ist immer ein wenig schwierig, sich zwischen Tee, Keksen und Essen auch ein wenig auf die Arbeit zu konzentrieren. Pakistanis arbeiten nach dem Motto: Look busy, do nothing. (Mach einen beschäftigten Eindruck, aber arbeite nicht wirklich). Mit österreichischen Zeitplänen, Terminen und Einteilungen sieht man ziemlich alt aus. Aber es wird!
Nicole ist nun bei uns eingezogen, das bringt Leben und Farbe ins Haus.
Ich beginne grade, die nähere Umgebung soweit kennen zu lernen, dass ich nicht immer völlig orientierungslos da stehe, wenn mich der Rikshahfahrer am falschen Eck absetzt, wenn man erst ein paar Mal selbst gefahren ist im lahorischen Chaos werden zwar die Straßen nicht weniger chaotisch, aber man erkennt wenigstens die wichtigsten wieder und bekommt ein besseres Gefühl für Richtungen auf diesen ständig schrägen, kurvigen Straßen die eigentlich gerade aussehen.
Die Lahoris sind meist hilfsbereit, es steht immer ein besonders wichtiger „Wachler“ rum, der mit absurden Handbewegungen versucht, die ankommenden Autos einzuweisen, fuchtelt in alle Richtungen, vor allem in die entgegengesetzte wie der andere „Fuchtler“ hinterm Auto, der sich als mindestens genauso wichtig empfindet. Als Frau am Steuer bekommt man oft Vorfahrt – manchmal nur aus dem Grund, damit der jeweilige „Gentleman“ länger ins Auto gaffen kann, aber egal. Ich fahr dann eben einfach weiter. Ein paar Vorteile muss man als Frau auch haben.
Einmal verparkte uns ein LKW, Pierre konnte nicht raus fahren. Zuerst versuchten es 3 Leute mit Fuchteln, als sie dann endlich merkten, dass wirklich keine Chance bestand, weil es einfach tatsächlich zu wenig Platz zum Reversieren gab, hoben sie kurzer Hand Pierres Auto hoch – samt uns beiden drinnen - und stellten es passgenau in den kleinen Schlurf zwischen LKW und den anderen parkenden Autos. Pakistani Style – sehr effektiv!
Das Wochenende haben wir hauptsächlich mit Relaxen verbracht, die Terrasse neu gestaltet bzw. mal die alten kaputten Pflanzen weggeschnitten um den neuen Platz zu machen und die entsetzlich grausige Brühe des Restwassers ausgeschöpft. Es gäbe eigentlich einen Springbrunnen, aber die Pumpe ist kaputt und Wasser zieht Mosquitos an – noch mehr brauch ich echt nicht.
Jetzt sieht es wieder richtig schön aus da draußen, wir schlafen meisten am Charpoi mit Mosquitonetz und Ventilator im Freien, das lässt sich gut aushalten. 28-30 Grad sind gut erträglich.
Vorgestern besuchte ich das Passport Office um mein Visum verlängern zu lassen. 3 Stunden lang schickten sie mich rum. Eine Verlängerung wäre einfach gewesen, ich wollte aber zumindest eine Wiedereinreise, da wir vielleicht nach Indien fahren. Erst hieß es, das sei hier nicht möglich, nur in Islamabad. Dann besann er sich und wollte den Boss fragen, der in einer halben Stunde kommen würde. Eine pakistanische halbe Stunde natürlich. Aber ich hatte meine Urdu Unterlagen dabei und konnte gleich ein wenig üben. Der Bursche kam dann auch, mein Visum sollte ausgestellt werden – ausnahmsweise. Ich lief also zum Cash Counter, bezahlte die Gebühr (30 USD für 3 Monate mit Re entry), brachte Kopien meines Passes usw. Jedes Mal ein extra Gang. Egal. Nach 3 Stunden meinte er dann: „OK, du kannst deinen Pass morgen holen!“ Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich morgen keine Zeit hätte, weil ich ins SOS Dorf muss. Ich würde ihn übermorgen holen. „Nein, nein, morgen ab 1 Uhr!“ ER meinte ich solle in dem Fall meinen Pass wieder mitnehmen und kommen wenn ich Zeit habe. Das hätte geheißen wieder bringen, wieder 1 Tag warten, wieder holen. „OK, ich hole ihn morgen!“ Übermorgen würde reichen, aber das dachte ich nur leise. Er wäre zu sehr verwirrt gewesen. Als ich endlich wieder draußen war, kam mir in den Sinn, dass schlussendlich am Formular das „Re Entry“ vermutlich nicht markiert war, weil’s beim Ausfüllen noch nicht sicher war, ob's möglich ist. Danach hatte ich den Beamten gebeten, es auszufüllen, aber ich hab’s nicht mehr kontrolliert. Also wieder rein. „You are really disturbing me, lady!“ (Du geht’s mir schon ziemlich auf die Nerven!“) war die unfreundlich Reaktion auf meine Bitte, mir das Formular noch mal zu zeigen. Aber e hatte sich gelohnt. Die Wiedereinreise war natürlich nicht markiert. Murrend kreiste er die betreffende Stelle ein und schubste den Antrag zurück in die Schublade.
Am Abend kontaktierte ich auf anraten eines Freundes die Reiseagentur „Indus Guides“, da sie angeblich deutschsprachige Guides suchen. Ich hatte nicht mit sofortigem Erfolg gerechnet, dachte nur, dass es fein wäre, Inchallah ein wenig nebenbei zu arbeiten wenn irgend möglich. „Ja, wir brauchen unbedingt Guides, welch ein Zufall. Wann kommen Sie vorbei?“
Mit dem Marketing Leiter Javed traf ich mich noch am selben Abend, er will mich unbedingt einstellen und – der Grund für das sofortige Treffen am Abend – er eröffnet seine eigenen Agentur und hofft, mich dort auch als Guide einstellen zu können – permanent.
Zuerst aber soll das Sommergeschäft von Indus Guides abgewickelt werden, er ist 4 Jahre bei der Firma und seinem Boss ziemlich ergeben. Ich habe keine Ahnung wie weit das Projekt „Hunza Treks“ (so der Name seiner Agentur) ausgereift ist, hab ihm mal meine Hilfe zugesagt da es hier als Free Lancer kein Problem gibt, wenn man für mehrere Agenturen arbeitet. Als Dank lud er mich und meinen „Ehemann“ Pierre gleich zu Abendessen auf seine Dachterrasse ein, welche Blick auf die Badshai Moschee in der alten Stadt bietet.

Wunderbar romantisch, mit Candellight. Er ist sehr darauf erpicht, bei meinem „Ehemann“ guten Eindruck zu hinterlassen, weil es in Pakistan ziemlich ungewöhnlich ist, dass Frauen einfach so arbeiten können, ohne dass der Ehemann eifersüchtig ist oder zumindest kontrollieren will.
Javed selbst ist glücklich verheiratet, hat 3 Kinder und arbeitet hart an deren Zukunft.
Zuhause sind schon fast alle Gäste für eine Party eingetroffen, 16 Leute sitzen im Garten, viele Pakistanis und sonstige Verrückte wie Österreicher, Franzosen, eine Kanadierin und ein junger Mann aus dem Tschad.
Ein toller Abend, gemütlich, es wird getanzt, gesungen, musiziert – großteils Punjabi und Urdu Musik, aber auch Westlich Sachen. Kuchen aus einer fantastischen Bäckerei steht parat – mit Schokolade…. - kein Alkohol, aber das schadet der Stimmung gar nicht. Ich liebe diese Abende an denen man einfach Spass haben kann, tanzen kann und nicht gleich böse Blicke riskiert damit.
Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass die Party nicht gar zu lange dauert, man also gemütlich aufstehen kann zur Arbeit am nächsten Morgen, es liegen keine leeren Bierflaschen rum, keine Alkoholleichen , das Haus sieht nicht aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte.
Heute früh war das offizielle Meeting mit Mr. Akhter Mahmonka, dem Chef von Indus Guides, der mich vom Fleck weg eingestellt hat für die Deutschen Gruppen. Muttersprache Deutsch, Guide Ausbildung, Erfahrung im Asiatischen Raum, Besuche der Hauptreiseziele in Pakistan und Grundkenntnisse der Geschichte reichten völlig. Meine persönlichen Daten waren Nebensache, ich bekam gleich den Itinery (Programm) der ersten Gruppe – 2 Schweizer, von Islamabad nach Peshawar, zum Khyberpass, ein Blick nach Afghanistan, ins Swat Tal, zum Karakoram Highway, nach Gilgit und Hunza und Abliefern an der Chinesischen Grenze. Alles wunderschöne Orte an denen ich schon war (außer Khyberpass + Grenze) und v.a. im heißen Sommer in der Ebene die beste Ausweichmöglichkeit. Und das alles für tolles Geld. Von der einen Gruppe kann ich 3 Monate in Pakistan leben. Meine Verhandlungsbasis war sehr gut, ich wusste es gibt gebuchte Gruppen, denen deutschsprachige Guides versprochen waren – aber der letzte Guide hat vor wenigen Tagen gekündigt (er hat mir den Kontakt verschafft).
Die Details sind besprochen, die Organisation läuft prächtig, für pakistanische Verhältnisse geradezu unglaublich – aber die Agentur besteht auch bereits seit 20 Jahren.
Im Juli geht es los, dann gibt es Inchallah weitere Gruppen. Ich freue mich riesig, es läuft grad alles so glatt, dass ich es kaum glauben kann.
Wenn sich dir jemals irgendwo eine Tür öffnet in eine neue Welt, die zwar ungewohnt ist, von der du aber träumst, geh rein, das Leben hilft dir!!! Und geh mit einem Lächeln rein, dann kommt es zurück.
Anschließend fuhr ich direkt zum Passport Office mit dem verärgerten Beamten und musste sie einfach anstrahlen, der Vormittag war so gut verlaufen. Die Antwort folgte auf dem Fuß, sie waren extrem freundlich, zeigten mir sofort den richtig ausgefüllten Visakleber im Pass und fragten, ob ich nun glücklich sei – dann wären sie es auch. Obwohl alles fertig war lud mich der Oberbeamte noch zum Tee und gab mir Tipps für Chitral und einige Täler, in denen ich noch nicht war. Pierre und ich werden nächste oder übernächste Woche in die Kalash Täler und wer weiß wohin sonst noch fahren.
Ein besonders netter, gebildeter junger Mann, der als Freund zu einem der Beamten gekommen war quatschte ein Weilchen mit mir und es stellte sich raus, dass er mir Inchallah behilflich sein wird, falls ich mal ein Arbeitsvisum brauche. Er arbeitet unter anderem im Innenministerium in Islamabad und gab mir erstmal alle Auskünfte, die ich brauchen könnte und bot seine Hilfe für alles andere an. Er hat sich ins Gespräch eingeklinkt, als ich dem Beamten erzählte, dass ich Teile des Korans gelesen habe. „Wer den heiligen Koran liest, muss ein guter Mensch sein!“ sagte er. Das kam mir bekannt vor. Mein guter Freund Asem, der Reporter aus Islamabad hatte dieselben Worte verwendet und mir sooo viel weiter geholfen. Selbst jetzt kann ich ihn noch immer Fragen, falls ich Hilfe brauche, Fragen zum heiligen Koran habe. Morgen werden wir gemeinsam Inchallah einen deutschen Diplomaten begleiten, der nach langen bürokratischen Irrwegen endlich sein wunderschönes Pferd aus Indien hier in Empfang nehmen darf. Mal sehen. Danach soll es weiter gehen zum Grenzspektakel – diesmal auf Pakistanischer Seite.
Gerade eben sind die Schweizer wieder zurück gekommen, Matthias, der jüngere der ersten beiden Besucher, der Sohn von Ludek, dessen Freundin und eine Schwedin. Matthias und die Schwedin Emma werden eine Woche hier bleiben, die anderen beiden bleiben bei anderen Freunden auch in Lahore. Ich wird mein Schweizerdeutsch wieder ein wenig aufbessern, damit ich die 2 Schweizer dann entsprechend guiden kann auf ihrem Weg durch Pakistan nach China.
Bis bald mal,
freu mich immer über Emails – und wenn du mal nach Pakistan kommen willst – sei Willkommen!!!
Allah Hafez
Juhuuuuu,
Lahore ist super, ich bin in Feierstimmung, habe Arbeit gefunden und genieße jede einzelne Stunde in Lahore, mit Freunden und natürlich mit Pierre. Jeden Tag ergibt sich eine neue Überraschung, aber langsam:
vor 2 Wochen habe ich begonnen, im SOS Kinderdorf Lahore zu arbeiten – ehrenamtlich versteht sich. Die Projekte sind jetzt soweit am Laufen, dass man von kontinuierlich im pakistanischen Sinne sprechen kann… Es ist immer ein wenig schwierig, sich zwischen Tee, Keksen und Essen auch ein wenig auf die Arbeit zu konzentrieren. Pakistanis arbeiten nach dem Motto: Look busy, do nothing. (Mach einen beschäftigten Eindruck, aber arbeite nicht wirklich). Mit österreichischen Zeitplänen, Terminen und Einteilungen sieht man ziemlich alt aus. Aber es wird!
Nicole ist nun bei uns eingezogen, das bringt Leben und Farbe ins Haus.
Ich beginne grade, die nähere Umgebung soweit kennen zu lernen, dass ich nicht immer völlig orientierungslos da stehe, wenn mich der Rikshahfahrer am falschen Eck absetzt, wenn man erst ein paar Mal selbst gefahren ist im lahorischen Chaos werden zwar die Straßen nicht weniger chaotisch, aber man erkennt wenigstens die wichtigsten wieder und bekommt ein besseres Gefühl für Richtungen auf diesen ständig schrägen, kurvigen Straßen die eigentlich gerade aussehen.
Die Lahoris sind meist hilfsbereit, es steht immer ein besonders wichtiger „Wachler“ rum, der mit absurden Handbewegungen versucht, die ankommenden Autos einzuweisen, fuchtelt in alle Richtungen, vor allem in die entgegengesetzte wie der andere „Fuchtler“ hinterm Auto, der sich als mindestens genauso wichtig empfindet. Als Frau am Steuer bekommt man oft Vorfahrt – manchmal nur aus dem Grund, damit der jeweilige „Gentleman“ länger ins Auto gaffen kann, aber egal. Ich fahr dann eben einfach weiter. Ein paar Vorteile muss man als Frau auch haben.
Einmal verparkte uns ein LKW, Pierre konnte nicht raus fahren. Zuerst versuchten es 3 Leute mit Fuchteln, als sie dann endlich merkten, dass wirklich keine Chance bestand, weil es einfach tatsächlich zu wenig Platz zum Reversieren gab, hoben sie kurzer Hand Pierres Auto hoch – samt uns beiden drinnen - und stellten es passgenau in den kleinen Schlurf zwischen LKW und den anderen parkenden Autos. Pakistani Style – sehr effektiv!
Das Wochenende haben wir hauptsächlich mit Relaxen verbracht, die Terrasse neu gestaltet bzw. mal die alten kaputten Pflanzen weggeschnitten um den neuen Platz zu machen und die entsetzlich grausige Brühe des Restwassers ausgeschöpft. Es gäbe eigentlich einen Springbrunnen, aber die Pumpe ist kaputt und Wasser zieht Mosquitos an – noch mehr brauch ich echt nicht.
Jetzt sieht es wieder richtig schön aus da draußen, wir schlafen meisten am Charpoi mit Mosquitonetz und Ventilator im Freien, das lässt sich gut aushalten. 28-30 Grad sind gut erträglich.
Vorgestern besuchte ich das Passport Office um mein Visum verlängern zu lassen. 3 Stunden lang schickten sie mich rum. Eine Verlängerung wäre einfach gewesen, ich wollte aber zumindest eine Wiedereinreise, da wir vielleicht nach Indien fahren. Erst hieß es, das sei hier nicht möglich, nur in Islamabad. Dann besann er sich und wollte den Boss fragen, der in einer halben Stunde kommen würde. Eine pakistanische halbe Stunde natürlich. Aber ich hatte meine Urdu Unterlagen dabei und konnte gleich ein wenig üben. Der Bursche kam dann auch, mein Visum sollte ausgestellt werden – ausnahmsweise. Ich lief also zum Cash Counter, bezahlte die Gebühr (30 USD für 3 Monate mit Re entry), brachte Kopien meines Passes usw. Jedes Mal ein extra Gang. Egal. Nach 3 Stunden meinte er dann: „OK, du kannst deinen Pass morgen holen!“ Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich morgen keine Zeit hätte, weil ich ins SOS Dorf muss. Ich würde ihn übermorgen holen. „Nein, nein, morgen ab 1 Uhr!“ ER meinte ich solle in dem Fall meinen Pass wieder mitnehmen und kommen wenn ich Zeit habe. Das hätte geheißen wieder bringen, wieder 1 Tag warten, wieder holen. „OK, ich hole ihn morgen!“ Übermorgen würde reichen, aber das dachte ich nur leise. Er wäre zu sehr verwirrt gewesen. Als ich endlich wieder draußen war, kam mir in den Sinn, dass schlussendlich am Formular das „Re Entry“ vermutlich nicht markiert war, weil’s beim Ausfüllen noch nicht sicher war, ob's möglich ist. Danach hatte ich den Beamten gebeten, es auszufüllen, aber ich hab’s nicht mehr kontrolliert. Also wieder rein. „You are really disturbing me, lady!“ (Du geht’s mir schon ziemlich auf die Nerven!“) war die unfreundlich Reaktion auf meine Bitte, mir das Formular noch mal zu zeigen. Aber e hatte sich gelohnt. Die Wiedereinreise war natürlich nicht markiert. Murrend kreiste er die betreffende Stelle ein und schubste den Antrag zurück in die Schublade.
Am Abend kontaktierte ich auf anraten eines Freundes die Reiseagentur „Indus Guides“, da sie angeblich deutschsprachige Guides suchen. Ich hatte nicht mit sofortigem Erfolg gerechnet, dachte nur, dass es fein wäre, Inchallah ein wenig nebenbei zu arbeiten wenn irgend möglich. „Ja, wir brauchen unbedingt Guides, welch ein Zufall. Wann kommen Sie vorbei?“
Mit dem Marketing Leiter Javed traf ich mich noch am selben Abend, er will mich unbedingt einstellen und – der Grund für das sofortige Treffen am Abend – er eröffnet seine eigenen Agentur und hofft, mich dort auch als Guide einstellen zu können – permanent.
Zuerst aber soll das Sommergeschäft von Indus Guides abgewickelt werden, er ist 4 Jahre bei der Firma und seinem Boss ziemlich ergeben. Ich habe keine Ahnung wie weit das Projekt „Hunza Treks“ (so der Name seiner Agentur) ausgereift ist, hab ihm mal meine Hilfe zugesagt da es hier als Free Lancer kein Problem gibt, wenn man für mehrere Agenturen arbeitet. Als Dank lud er mich und meinen „Ehemann“ Pierre gleich zu Abendessen auf seine Dachterrasse ein, welche Blick auf die Badshai Moschee in der alten Stadt bietet.

Wunderbar romantisch, mit Candellight. Er ist sehr darauf erpicht, bei meinem „Ehemann“ guten Eindruck zu hinterlassen, weil es in Pakistan ziemlich ungewöhnlich ist, dass Frauen einfach so arbeiten können, ohne dass der Ehemann eifersüchtig ist oder zumindest kontrollieren will.
Javed selbst ist glücklich verheiratet, hat 3 Kinder und arbeitet hart an deren Zukunft.
Zuhause sind schon fast alle Gäste für eine Party eingetroffen, 16 Leute sitzen im Garten, viele Pakistanis und sonstige Verrückte wie Österreicher, Franzosen, eine Kanadierin und ein junger Mann aus dem Tschad.
Ein toller Abend, gemütlich, es wird getanzt, gesungen, musiziert – großteils Punjabi und Urdu Musik, aber auch Westlich Sachen. Kuchen aus einer fantastischen Bäckerei steht parat – mit Schokolade…. - kein Alkohol, aber das schadet der Stimmung gar nicht. Ich liebe diese Abende an denen man einfach Spass haben kann, tanzen kann und nicht gleich böse Blicke riskiert damit.
Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass die Party nicht gar zu lange dauert, man also gemütlich aufstehen kann zur Arbeit am nächsten Morgen, es liegen keine leeren Bierflaschen rum, keine Alkoholleichen , das Haus sieht nicht aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte.
Heute früh war das offizielle Meeting mit Mr. Akhter Mahmonka, dem Chef von Indus Guides, der mich vom Fleck weg eingestellt hat für die Deutschen Gruppen. Muttersprache Deutsch, Guide Ausbildung, Erfahrung im Asiatischen Raum, Besuche der Hauptreiseziele in Pakistan und Grundkenntnisse der Geschichte reichten völlig. Meine persönlichen Daten waren Nebensache, ich bekam gleich den Itinery (Programm) der ersten Gruppe – 2 Schweizer, von Islamabad nach Peshawar, zum Khyberpass, ein Blick nach Afghanistan, ins Swat Tal, zum Karakoram Highway, nach Gilgit und Hunza und Abliefern an der Chinesischen Grenze. Alles wunderschöne Orte an denen ich schon war (außer Khyberpass + Grenze) und v.a. im heißen Sommer in der Ebene die beste Ausweichmöglichkeit. Und das alles für tolles Geld. Von der einen Gruppe kann ich 3 Monate in Pakistan leben. Meine Verhandlungsbasis war sehr gut, ich wusste es gibt gebuchte Gruppen, denen deutschsprachige Guides versprochen waren – aber der letzte Guide hat vor wenigen Tagen gekündigt (er hat mir den Kontakt verschafft).
Die Details sind besprochen, die Organisation läuft prächtig, für pakistanische Verhältnisse geradezu unglaublich – aber die Agentur besteht auch bereits seit 20 Jahren.
Im Juli geht es los, dann gibt es Inchallah weitere Gruppen. Ich freue mich riesig, es läuft grad alles so glatt, dass ich es kaum glauben kann.
Wenn sich dir jemals irgendwo eine Tür öffnet in eine neue Welt, die zwar ungewohnt ist, von der du aber träumst, geh rein, das Leben hilft dir!!! Und geh mit einem Lächeln rein, dann kommt es zurück.
Anschließend fuhr ich direkt zum Passport Office mit dem verärgerten Beamten und musste sie einfach anstrahlen, der Vormittag war so gut verlaufen. Die Antwort folgte auf dem Fuß, sie waren extrem freundlich, zeigten mir sofort den richtig ausgefüllten Visakleber im Pass und fragten, ob ich nun glücklich sei – dann wären sie es auch. Obwohl alles fertig war lud mich der Oberbeamte noch zum Tee und gab mir Tipps für Chitral und einige Täler, in denen ich noch nicht war. Pierre und ich werden nächste oder übernächste Woche in die Kalash Täler und wer weiß wohin sonst noch fahren.
Ein besonders netter, gebildeter junger Mann, der als Freund zu einem der Beamten gekommen war quatschte ein Weilchen mit mir und es stellte sich raus, dass er mir Inchallah behilflich sein wird, falls ich mal ein Arbeitsvisum brauche. Er arbeitet unter anderem im Innenministerium in Islamabad und gab mir erstmal alle Auskünfte, die ich brauchen könnte und bot seine Hilfe für alles andere an. Er hat sich ins Gespräch eingeklinkt, als ich dem Beamten erzählte, dass ich Teile des Korans gelesen habe. „Wer den heiligen Koran liest, muss ein guter Mensch sein!“ sagte er. Das kam mir bekannt vor. Mein guter Freund Asem, der Reporter aus Islamabad hatte dieselben Worte verwendet und mir sooo viel weiter geholfen. Selbst jetzt kann ich ihn noch immer Fragen, falls ich Hilfe brauche, Fragen zum heiligen Koran habe. Morgen werden wir gemeinsam Inchallah einen deutschen Diplomaten begleiten, der nach langen bürokratischen Irrwegen endlich sein wunderschönes Pferd aus Indien hier in Empfang nehmen darf. Mal sehen. Danach soll es weiter gehen zum Grenzspektakel – diesmal auf Pakistanischer Seite.
Gerade eben sind die Schweizer wieder zurück gekommen, Matthias, der jüngere der ersten beiden Besucher, der Sohn von Ludek, dessen Freundin und eine Schwedin. Matthias und die Schwedin Emma werden eine Woche hier bleiben, die anderen beiden bleiben bei anderen Freunden auch in Lahore. Ich wird mein Schweizerdeutsch wieder ein wenig aufbessern, damit ich die 2 Schweizer dann entsprechend guiden kann auf ihrem Weg durch Pakistan nach China.
Bis bald mal,
freu mich immer über Emails – und wenn du mal nach Pakistan kommen willst – sei Willkommen!!!
Allah Hafez
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