arbeit und vergnuegen, ein trip nach bhutan u nepal
mitte sept - 14 nov 05
Namaste,
zwar schon aus Pakistan, aber in der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Beim letzten Mail war ich auch hier, also alles der Reihe nach.
Von den Kalash muss ich mich Ende September trennen, es faellt mir viel schwerer als sonst irgendwo weg zu gehen. Ich kann fast sagen, dass mir die Menschen hier Lachen und Weinen zurueck gegeben haben. Lachen, weil ich das in der moslemischen Gesellschaft nicht so unbedacht und spontan machen konnte – es haette und hatte oft zu Missverstaendnisen vor allem mit maennlichen Pakistanis gefuehrt – „sie laechelt mich an, sie muss in mich verliebt sein...“
Natuerlich gabs richtig gute Freunde und Freundinnen, wo es selbstverstaendlich war, miteinander zu lachen, aber diese Laecheln, das ich frueher von innen raus gefuehlt und gezeigt habe, eher eine Lebenseinstellung – hab ich mir hier schnell abgewoehnt – und bei den Kalash wieder zurueckgefunden.
Das Weinen, weil ich schon sehr lang nicht mehr aus Traurigkeit geweint habe. Freudestraenen, ja freilich. Aber Traurigkeit? Fuer mich war es bisher auch eine Lebenseinstellung, nicht zu Trauern, ich fuehlte mich nicht traurig, akzeptierte einfach, wenn etwas zu Ende ging.
Als ich mich von der kleinen Masran verabschiede und sie mir ein Armband gibt, damit ich sie nicht vergesse auf meiner langen Reise, eines Zeitraums, von dem sie wenig Vorstellung hat, und dabei ganz ernst wird und ihr ausdrucksstarkes Gesicht ganz nah zu meinem beugt und sagt: „Vergiss mich nicht!“ kullern mir schon Traenen ueber die Wangen. Traenen der Ruehrung. Wie koennte ich sie jemals vergessen?
Am letzten Abend laedt mein Gastgeber zur Abschiedsfeier ein, alle Freunde kommen um mir Lebwohl zu sagen – dabei geh ich doch gar nich tso lange weg, ich komme ja in 2 Monaten wieder.
Alle Musiker erscheinen mit ihren Instrumenten, Maenner und Frauen, Moslems und Kalash kommen um noch ein letztes Mal in der Wiese vor dem Haus gemeinsam zu tanzen, musizieren, singen, plaudern. Schon wieder bin ich zu Traenen geruehrt beim Abschied spaetnachts.
Am Morgen bringt mich Irfan mit dem Motorrad zur Straße, ein letztes Mal winke ich, auf dem knatternden Gefaehrt lasse ich langsam aber sicher Birir hinter mir zurueck – Bis Bald!!!
2 Tage bleibe ich bei Imtiaz, verwoehnt wie eine Prinzessin. Mit Zimmer, frischen Handtuechern, einem Bett mit weicher Matratze, blitzblankem Bettzeug, heißem Wasser aus der Leitung im eigenen Bad, frischem Obst im Zimmer, koestlichen traditionellen Leckereien aus der Region von denen Imtiaz mir schon vorschwaermt seit wir uns kennen und warmherziger familiaerer Atmosphaere.
Warum bloss fehlen mir die Kalash jetzt schon?
Meinen Geburtstag verbringe ich in Lahore. Der Tag vergeht mit Packen und Umpacken, da am naechsten Tag schon der Flieger nach Karachi und am uebernachsten nach Nepal/Katmandu geht, wo 3 Tage spaeter eine Radlergruppe eintreffen wird mit der ich dann nach Bhutan fliegen werde.
Salma dreht jeden Morgen fuenf Runden auf der Toilette – sie ist schwanger und ihr Koerper laesst es sie merken. Aber es soll kein 4. Kind fuer Javeds Familie werden, nein. Salma hat etwas anderes vor. Rehana, Javeds juengste Schwester hat nach vielen Ehejahren immer noch kein Kind und wuenscht sich ganz unbedingt eines. Ihr soll es nach der Geburt gehoeren.
Ich bin beeindruckt. Ich hab zwar kein eigenes und kann es nicht wirklich beurteilen, aber ich stelle es mir schwer vor, das eigene Kind nach der Geburt weg zu geben. Zumal Rehana im entfernten Karachi wohnt – 20h mit dem Zug...
„Ich hab schon gesagt, meine Frau ist eine Löwin, sie wird das schaffen. Ich bin stolz auf sie!“ lobt Javed seine Samla in hoechsten Toenen. Hoffentlich hoert das seine Mutter nicht. Soehne, die die Frau zu sehr lieben und loben stehen nicht hoch im Kurs.
Am Abend gehen wir wie schon fast ueblich zu Salmas Schwestern. Die Tuer geht auf, mein Blick faellt auf die bunt glitzernde Dekoration, an der die Kinder geheim den ganzen Nachmittag lang gebastelt haben. Sie singen Happy Birthday, bringen Geburtstagskuchen, Geschenke und was noch viel schoener ist: lauter warme, herzliche Geburtstagsgruesse und Umarmungen.
Noch nie hat mich jemand mit einer Geburtstgsfeier ueberrascht, ich war voellig baff. Vor allem weiss ich, dass es finanziell zu Zeit keinesfalls drin ist, Geburtstage zu feiern. Alle haben zusammen gelegt und mit ganz kleinen Mitteln etwas so Wundervolles zusammen gemacht. Schon wieder bin ich den Traenen nahe. Wir schlemmen die Torte, dann stechen die Kids die aufgehaengten Luftballons auf, aus denen bunter Glitzer rieselt und sich hartnaeckig fuer die naechsten Tage auf Haut und Haare klebt. Ich liebe die Feier.
Alle Nachbarn kommen, vor allem die Frauen. Mittlerweile kann ich mich wenigstens schon versteandlich bedanken und noch ein paar Worte mehr auf Urdu hervorbringen. Manchmal hab ich das Gefuehl, sie haben noch mehr Freude an der Feier als ich.
Ein bisschen späeter gehen wir noch essen. Salma faellt es nicht leicht, weil mir am Vormittag irgendwie mein letztes Bargeld „abhanden gekommen ist“. Zum ersten Mal in Pakistan weiss ich mit Sicherheit, dass jemand besonderes Geschick investiert hat um an das Geld, das immer in meinem Bauchguertel war, heranzukommen. Ich kann mir immer noch nicht erklaeren, wie das vor sich gegangen ist, aber ich hoffe, der oder diejenige kann es besser brauchen als ich. Es war immerhin viel mehr als ein durchschnittliches Monatsgehalt hierzulande.
Salma, die das Geld immer sicher verwahrt hat, macht sich selbst unnoetige Vorwuerfe. Vielleicht ist es doch in der Wohnung weggekommen? Wer ist so unzuverlaessig? Ich bin sicher, dass es nicht so ist und versuche sie zu beruhigen. Die Geburtstagsfreude lass ich mir wegen Geld nicht nehmen.
Wir gehen ins Gun Smoke, wo ich schon vorher mal koestliche Steaks vertilgt habe. Die Kids haben Freude an den Cowboy Hueten, Salma ist in der ungewohnt lockeren Umgebung erst etwas nervoes und blueht dann voll auf, wir schluerfen Cola aus den Strohhalmen und vergnuegen uns am Salatbuffet.
Spaetnachts gehts nach Hause, am naechsten Tag zum Flughafen – mit Local Transport, weil ich ja sparen muss. Fast schaffe ich es, das Flugzeug nach Karachi zu verpassen.
Rehana, Javeds Schwester soll mich abholen und am naechsten Tag am fruehen morgen wieder zum Flughafen bringen.
Im Flieger treffe ich Pashmina. Jung, huebsch, selbstbewusst, ohne Schal. Sie schreckt mich mal gehoerig in dem sie mir erzaehlt, wo genau dieser Ortsteil ist, in dem Rehana wohnt. 2h außerhalb, ohne wirkliche Busverbindung, das furchtbarste Viertel ueberhaupt und ich werde es sicher nicht schaffen, in der frueh von dort rechtzeitig zum Flughafen zu kommen und vorher noch das Ticket zu holen weil es einfach keine Verbindung gibt. (mein billiger Travelagent hat keine Filiale in Pakistan, nur sein Buero in Karachi, wo ich das Ticket fuer Kathmandu abholen und zahlen muss). Was machen? Rehana wartet sicher schon am Airport. Pashmina bietet mir an, mit Rehana zu reden und mich stattdessen bei ihr zuhause unterzubringen. Nach dem sie mir als echte Karachi glubwuerdig vermittelt hat, dass es nicht anders moeglich sei, bin ich ueberzeugt.
Dann sehe ich ein anderes Pakistan. Wir werden abgeholt, mit BMW. Zu einem ihrer „outlets“ gebracht – dieses fuer Teppich und exquisite Stoffe. „Ich habe nur 5 eigene Geschaefte. Eigentlich arbeite ich fuer meinen Vater!“
Den sehe ich dann auch. Als sie dann ihren eigenen Z3 endlich bringen hat lassen und wir heim fahren. An der Hauptstraße in Karachi, eine pulsierende Metropole am Meer mit einem Hauch von internationalem, offenen Flair, faehrt man manchmal an hohen Mauern vorbei, unterbrochen nur von großen Eisentoren, die schon erkennen lassen, dass sich nicht zu wenig Geld dahinter versteckt. Vor einem dieser Tore wendet Pashmina, das Tor oeffnet sich langsam und dahinter erscheint nach einer langen Zufahrt das wohl groeßte und teuerste Haus in Pakistan, das ich je gesehen hatte.
„Sag meinem Vater nicht, dass ich dich erst heute kennen gelernt habe, er ist ein bisschen misstrauisch aber sehr warmherzig. Wir sind einfach alte Freundinnen...“
Ich komme rein, werd gleich als „alte Freundin“ als Familienmitglied aufgenommen, der Tisch biegt sich unter den Koestlichkeiten, die die Koeche auftragen. Spezialitaeten aus Karachi – fuer die alte Freundin. Die Einrichtung laesst mich nur noch staunen. Ich muss aufpassen, nicht mit offenem Mund rumzustarren. Nach der Matratze am Boden komme ich mir vor wie im Maerchenschloss.
Ich bin immer wieder baff, wie freundlich und menschlich Pashmina trotz al dieses Reichtums geblieben ist.
„Wenn du so viel fuer mein Land tust, eine Schule errichten hilfst und unterrichtest – dann ist es wohl das Mindeste, dass ich dir deinen letzten Tag angenehm mache!“ ist ihre einfach Antwort auf meine Frage. Mit soviel Geld sind die meisten misstrauisch und in Pakistan zu 95% sehr bestechlich und charakterlich eher etwas verdorben, wenn ich mir den Satz erlauben darf.
Ich bekomme ein Zimmer mit riesen Bad, meine Kleider weden in wenigen Stunden gewaschen und gebuegelt. Waehrenddessen fahren wir ans Meer, lassen uns ein Eis ins Auto bringen – denn ganz so frei ist es auch hier nicht – Maedels allein in der Nacht duerfen zumindest nicht aussteigen.
Am Morgen klopft es dezent an der Tuer, Fruehstueck wird gebracht, das Auto steht vor der Tuer, bringt mich zum Reisebuero und setzt mich anschließend vorm Flughafen ab.
Ich bedanke mich ueberschwenglich fuer all die Annehmlichkeiten und die Moeglichkeit, meinen Flieger zu erreichen. Wir werden uns wieder sehen.
Die ersten Stunden in Kathmandu sind Wahnsinn. Ich fuehle mich sehr sehr eigenartig. Zum ersten Mal laufe ich auf offenen Straßen (bei den Kalash gibts ja keine wirklichen Straßen) ohne Schal rum. Rundum mich Maedels und Burschen, bunt gemischt – in westlichen Jeans, hautengen Shirts, lachend, scherzend – redend. Ich hab immer noch jedesmal, wenn einer – hier wirklich – zufaellig an mir eng vorbei draengt, dass es wie in Pakistan sicher Absicht ist und ich aufpassen muss, nicht angetatscht zu werden. Aber es passiert nicht. Den ganzen Tag nicht. Wahnsinn!
Bei meiner Freundin Vidya werd ich gleich wieder froehlich begruesst und „raufgefuettert“. Die letzten Tage bei den Kalash hatten mir ordentlich zugesetzt. Meine Magenprobleme hatte ich bis zur Abfahrt nicht wirklich im Griff. Taeglich 3x Dal Bhat helfen schnell. In den 2 Tagen vor Ankunft der Gruppe hab ich noch einiges zu tun, vor allem weil ich viel mit zurueck nehmen will nach Pakistan und auch noch einiges fuer den Trek, den ich anschließend mit Martin gehen werde, einkaufen will. Ich hab ja nichts mit von meiner Ausruestung, die gut verpackt in Oesterreich liegt – weil ich ja nur 2 Wochen laenger in Pakistan bleiben wollte...
Meine liebe Mama hat mir ein paar dringende Sachen (meine Schuhe..) zusammen gepackt und einem der Reiseteilnehmer, mit dem ich schon laenger in Kontakt stand, mitgeben koennen. Mal sehen ob alles ankommt.
Am 2. Abend zerren Kajun und Vidya mich in die Stadt – ausgehen. In einem gemuetlichen Garten sitzen, Musik hoeren, sich unterhalten – mit Maennern und Frauen. Utopie? Nein, Kathmandu – und auch sonst fast ueberall. Nur eben nicht in Pakistan.
Kajun erzaehlt mir spaeter, dass ich nur mein Glas Rotwein angestrahlt habe, genuesslich genuckelt und meist etwas weit weg mit den Gedanken war. Das mag leicht wahr sein. Ich bin fast wie weggetreten. So ein Genuss. Reden, lachen, trinken. Wow. Trotzdem komm ich mir immer noch ein wenig komisch vor, obwohl ich den Schal um den Hals gelegt habe.
Am 4. Tag kommen die Radler. 8 Maenner aus Oberoesterreich, bei denen der Schmaeh (fuer Schweizer und Deutsche: Spass) von der ersten Minute an rennt. Die Raeder gut verpackt kommen sie als allerletzte aus den Flughafengebaeude, aber trotzdem nicht verdrossen. Alles in die Busse und ab ins Hotel.
Gerhard hat tatsaechlich die Schuhe und andere wichtige Dinge von meiner Mutter mitgebracht, ich bin happy.
Den Abend verbringen wir wieder in Thamel, 2 Radler gehen mit und wir plaudern gemuetlich zu Reggae Musik und ein paar Drinks. Am Heimweg knabbern wir ein paar Momos von den neuen Streetfood Staenden. Koestlich!
Dann goenne ich mir (natuerlich alleine) noch eine heiße Badewanne. Sowas hab ich zum letzten Mal auch in Nepal gemacht glaub ich – im März. Sensationell.
Ein wenig Sightseeing in Nepal gehoert auch zum Programm, wir besichtigen Pashupathinath – die Verbrennungsstaette der Hindus, Swajambunath – ein Hindu & Buddhistenheiligtum und Pattan, die 2. alte Stadt der fruehen Koenigreiche neben Kathmandu und Baktapur.
Die Schlacht um die Sitzplaetze beim Flug nach Bhutan artet fast aus, eine portugisische Kollegin macht sich meine Gruppe gleich zum Feind. Es gibt leider – oder Gott sei Dank – keine Sitzplatzreservierung sonder freie Wahl.
Nun muss man wissen, dass man nur von der linken Seite aus die Himalaya Kette sieht – wenn das Wetter gut ist. Und das war gut. Die vorige Angst, eventuell nichts zu sehen loest sich nach handfestem Gerangel in Luft auf, es gibt genug Plaetze, die Maschine war eingeschoben und hatte daher keine Gaeste aus Delhi/Indien an Bord. Ein paar boese Blicke werden noch ueber die Kopfstuetzen hin ausgetauscht, dann kehrt Ruhe ein oder besser: alle sind beschaeftigt, ihre Kameras bestmoeglich einzustellen, um die hart erkaempften Bergblicke zu verpixeln.
Am Ausgang des Flughafens erwartet uns Martin mit Gluecksschals und dem Bhutanischen Team. Ein gelungenes Willkommen.
Die 8 Radler kennen sich schon laenger, die meisten haben schon einige Asien Km unter den Raedern, sie fahren also nicht auf der linken Seite – oder fast nicht. Nur die ungewoehnlichen Verkehrsteilnehmer machen ihnen ein wenig zu schaffen, einer hat gleich am ersten Tag ein „Rendezvous mit Kuh“... Aber Glueck im Unglueck, ihm ist nichts Schlimmes passiert.
Ich geniesse es, endlich wieder richtig oberoesterreichisch zu reden, zu scherzen und ihnen ueber Bhutan erzaehlen zu koennen. Mir liegt es immer besonders am Herzen, Menschen mit dem Land richtig bekannt zu machen und auch ein wenig Vermittler zwischen Bhutanern (also in erster Linie den Fahrern und dem Guide) aus dem asiatischen Kulturkreis und der Gruppe aus dem Westlichen Kulturkreis zu spielen. Manchmal prallen da Vorstellungen aufeinander, die zwar keine direkten Probleme hervorrufen, aber einfach auf Unverstaendnis stoßen, wenn mans nicht gewoehnt ist – von beiden Seiten.
Am ersten Abend und nach ca. 10 Tagen gibts Hotstone Bath, die Jungs schwitzen ordentlich. Mir wars beim ersten Mal noch zu komisch, mich nackt in eine Wanne zu legen und mir von irgendjemandem heiße Steine bringen zu lassen – zu lange Pakistan... Manchmal habe ich das Gefuehl als waere ein Brett vor meinem Kopf. So schuechtern war ich frueher nicht.
Beim 2. Mal versuche ich es als Selbsttherapie, die eigenartigen Anwandlungen muss ich loswerden. So kann das nicht weitergehen. Nie wieder HotStone Bath? Nein, dann lieber mal Augen zu und durch. Es ist besonders lustig, wenn mans nicht erwartet – unser LKW Fahrer, ein ehemaliger Moench, bringt die Steine rein, nichts ahnend. Als er eine Frau in der Wanne sieht laeuft er ganz rot an – so weit ich das durch den Dunst in stockfinsterer Nacht erkennen kann - und versucht, den Blick bestmoeglich abzuwenden. Ich muss ihn sogar ein wenig zur Ordnung rufen, sonst wuerde er die Steine ohne hinschauen auf meine Zehen plumpsen lassen.
Die Wettergoetter meinen es beonders gut mit uns, wir haben Bergblicke wie noch nie in Bhutan. Selbst vom Dochu La, auf dem ich schon einige Mal war und nie auch nur einen kleinen Felszipfel erspaehen konnte, waren alle (Un-) Bekannten Riesen Bhutans aufgereiht. In betraechtlicher Entfernung, aber gut sichtbar. Selbst der hoechste Berg, der Gangkar Puensum ragte am Horizont in die Hoehe.
Ihn sehen wir noch einige Male von hohen Paessen.
Enzian am Straßenrand, viele Stupas um die jeder wie gelernt mindestens eine Runde im Uhrzeigersinn mit dem Fahrrad dreht, lange Haengebruecken ueber die die Herren todesmutig mit den Raedern strampeln, wildromatischen Jausenrasten an kleinen Seitenbaechen in freier Natur, gemuetliche Gasthausbesuche, Versuchsweises Bogenschießen mit traditionellen Bambusboegen sowie neumodernen Hightec Geraeten aus Amerika und hunderte holprige Km auf und ab. Ich bin beeindruckt von ihrer Ausdauer.
Bis Mongar fahren wir, fast soweit wie ich vor 3 Jahren bei meinem ersten Besuch gekommen bin.
Zwischendurch immer gemuetliche Hotels – meist jedenfalls. Fuer Guides gibts nicht immer Zimmer in der Hochsaison. In Bumthang fanden gerade 2 Tsechus statt (jaehrliche Klosterfeste) und ganz Bhutan war auf den Beinen. Wir haben Glueck, dass keines der Autos Probleme hat, es haette wahrscheinlich kein Ersatzfahrzeug in ganz Bhutan aufgetrieben werden koennen. Manchmal betaetigten sich die Radler auch als Reifenaufpumper, aber mehr als einen „schleichenden“ Patschen (fuer Nichtoesterreicher: Reifen aus dem langsam Luft entweicht) passierte nicht. Oh halt, doch: ein kleiner Auffahrunfall an einem Tag an dem ich ausnahmsweise mal nicht im Auto saß – kaum laesst man sie alleine passiert schon was...
Wir besuchen natuerlich die omnipraesenten „Dzongs“, die Klosterburgen die jetzt der Verwaltung im geistlichen wie weltlichen Bereich dienen. Bei Touristen fuehren sie oft zum in Bhutan bekannten „Dzonged out“ – soll heißen „Nase voll von Dzongs“. Aber das konnten wir umgehen – hoffe ich jedenfalls.
Ein paar andere Kloester, zu denen die Bhutaner immer tolle Geschichten kennen. Geschichten von besiegten Daemonen, magischen Gurus, nackt tauchenden Schatzfindern, Kettenhemden, fliegenden Statuen und Tiegern, ueberirdischen Gottheiten und sonstigen wunderlichen Dingen, die wunderbar in das aberglaeubische, mystische Land passen.
Krankenhaeuser gehoeren zu den weniger mystischen Dingen die wir auch besichtigen, da ein Arzt mit von der Partie ist und es generell interessiert, was so passieren wuerde falls was passieren wuerde. Wie sie allerdings mit Hilfe der vorhandenen einfachster Geraete in den Provinzkrankenhaeusern und Hilfsstationen im Land Patienten erfolgeich behandeln bleibt uns trotzdem manchmal ein Mysterium.
In einer Kaeserei, Webereien, Museen und sonstigen „Sights“ die sich uns in den Weg stellen schauen wir auch vorbei.
Und natuerlich steht auch ein Tsechu am Program, eines der angesprochenen Klosterfeste.
Ich hab zwar noch nie vorher so ein großes Spektakel gesehn, wohl aber kleinere und habe auch schon Artikel ueber Inhalte der Taenze uebersetzt, so weiß ich doch ein wenig, worums geht, wenn die Burschen mit ihren farbenfrohen Masken, Hueten, Kleidern, Kostuemen und sonstigen Assessoires wie Trommeln, Holzschwertern und riesigen Holzpenissen rumwirbeln.
Sexualitaet wird hier viel viel freier gesehen als, naja, als in Pakistan. Kunsstueck. Es ist fast Alltagsthema, gerade bei den Festen gibt es eben diese Spassmacher, die mit ihren ueberdimensionierten Holzpenissen vorzugsweise auf Touristen Jagd machen, aber auch die Einheimischen jungen und alten Damen kommen nicht ungeschoren davon. Der Busche springt rum, oder sitzt Extase mimend am Boden, reibt sein gutes Stueck immer schneller um dann unter Gelaechter der Bhutanerinnen und Gekreische amerikanischer Touristinnen das imaginaere Sperma letzteren in die Haare zu schmieren.
Einen „besonderen“ Tanz gibt es auch noch, wegen dem der Großteil der Touristen extra anreist, vor allem die Amis, dennen im TV ja eher die moegliche Vernichtung statt der moeglichen Entstehung neuen Lebens gezeigt wird. Der mitternaechtliche Tanz der nackten Moenche, den die meisten aber nicht sehen, weil er so spaet ist und ihnen vor lauter Dzongs die Augen zufallen.
Ich muss sagen, sie versaeumen nichts besonderes. Entstanden ist die „Choreografie“ vor einigen hundert Jahren, als Daemonen nachts stets das Tagewerk der Arbeiter in einer kleinen Stadt zerstoert hatten. Anstatt wie Sysiphos weiterzumachen haben sich die Bewohner etwas einfallen lassen. Sie tanzten nachts nackt auf der Lichtung, um die Daemonen abzulenken. Siehe da, es funktionierte und die Arbeiter konnten am Morgen weitermachen, wo sie abends aufgehoert hatten.
Seither fuehren die Moenche bestimmter Kloester bei den Festen diesen Tanz auf. Nach dem Einfall der Touristen haben die echten Geistlichen allerdings das Interesse daran verloren, weil der heilige Tanz zur Touristenattraktion verkommen war.
Jetzt ist es eher eine peinliche Auffuehrung von betrunkenen, nicht gerade wohlbestueckten Dorfbewohnern, die frierend nackt ums Feuer hopsen und einige halbherzige Kopulationsversuche andeuten. Die besonders „Kleinen“ binden sich mit Gurken ausgestopfte Kondome um, um wenigstens einmal zu beidrucken. Ums Gesicht sind wie bei Mumien ein paar Bandagen gewickelt, um die Herren unkenntlich zu machen – wer wuerde sie sonst schon noch nehmen...
Fotografieren ist natuerlich strengstens verboten. Ich muss mich am Anfang beherrschen, nicht loszuprusten und den noetigen Respekt zu zeigen, dann wirds eher einschlaefernd. Was die Daemonen damals so attraktiv daran gefunden haben um ihre Lieblingsbeschaeftigung "Zerstoeren von angefangenen Stupas" aufzugeben ist mir ein Raetsel.
Neben bei gibts Moeglichkeiten zu simplen Gluecksspielen und Wetten – was uebers Jahr an sich streng verboten ist in Bhutan. Die Bhutaner lassen ordentlich „die Sau raus“ und setzen was das Zeug haelt. Schließlich ist es nach 2 Tagen wieder vorbei mit diesem unbuddhistischen Zeitvertreib.
Die Buddhistische Mannschaft ist sehr bemueht, mit dem Guide –der eigentlich gar kein richtiger Guide ist sondern nur eine temporaere Lizenz besitzt – hab ich ausnahmsweise Glueck. Normalerweise bekomme ich immer die Chaoten – Isa wirds schon richten. Jambe stieß erst 1 Tag vor Ankunft zum Team nach dem mein Guide 3 mal wegen Unfaehigkeit gewechselt wurde.
Die Fahrer sind lernwillig, manchmal dauerts ein bisserl, aber es gibt nicht viele Bhutaner, die schon mal Raeder transportiert haben, ihnen vor oder nach gefahren sind. Wir ueben, wie man Raeder verstaut – was bis auf einmal immer gut gegangen ist – wie man moeglichst effizient hinten nachfahert ohne lange Wartezeiten entstehen zu lassen aber auch ohne den Radlern das Gefuehl zu geben, sie wuerden verfolgt.
Einen Tag vor den Radlern fliege ich nach Kathmandu mit schwerem Herzen. Es war eine schoen Zeit mit den 8. Soviel lachen werd ich in Pakistan nicht koennen.
Aber vorher bleib ich noch in Nepal um mit Martin trekken zu gehen. Wir wollen rausfinden, ob wir uns eine laenger Zusammenarbeit vorstellen koennen ohne wieder komplizierte Geschichten aufzubauen.
Die geplante Route faellt ein wenig in den „Schnee“, dafuer ist die Alternativroute auch nicht von schlechten Eltern. Den Tilicho See und Kang La muessen wir wegen zu viel Schnee links liegen lassen. Dafuer gehen wir trotzdem ins Naar und Phu Gebiet. Bis vor kurzem war diese Gegend in den internationalen Medien eher sehr unbekannt. Jetzt – leider – nicht mehr. Leider? Es ist die Region, in der der Kang Guru steht. Klingelts? Der Berg, auf dem die 7 franzoesischen Bergsteiger aus Chamonix und ihre Sherpa unter einer Lawine begraben wurden.
Vor wenigen Tagen mussten die meisten Trekker ueberhaupt umdrehen in dieser Gegend. Die wilden, unerwarteten Schneestuerme machten viele Touristenplaene zunichte und sind schuld an vielen abgestuerzten Yaks, Missernten und anderen Dingen.
Das Tal ist wunderschoen jetzt. Ganz urspruenglich ist es noch, von den Touristen ziemlich unerschlossen, weil man eigentlich eine teure Genehmigung braucht – 90 USD pro Woche und Nase und nur ueber ein Reisebuero. Ich rede ein Weilchen mit den Leuten, die diese Region ueberhaupt fuer den Tourismus geoeffnet haben und erfahre, dass sich das mit der Genehmigung nicht mehr ausgeht. Entgegen frueheren Infos dauert es 3-4 Tage. Morgen wollen wir los...
Ich ede noch ein wenig laenger und erfahre mehr: Wenn mans schlau angeht, kann man alle Checkposts umgehen. Wundebar, das machen wir. Die ACAP (Annapurna Conservation Project Area) Permit braucen wir trotzdem, kostet auch an die 30USD. Das reicht.
Nach 4 Tagen Trek kommen wir zur Abzweigung nach Naar, schleichen uns nach einer Nacht im Dorf mit viel Chyang (lokales milchigtruebes Bier aus Hirse) am Holzofen in der gemuetlichen Kueche einer Lodge hinter den Posten vorbei und genießen die Landschaft. Es war schon vorher wunderschoen, herrliche Blicke auf den 8-tausender Manaslu von dem kleinen Nest Timang an der Annapurna Umrundungsroute aus, welches noch nicht auf den Karten steht, weil die Route kuerzlich ueber den Huegel statt wie vorher unten im Flusstal verlegt wurde – die andere Straße ist verschuettet. Die Hotels unten werden das teuer zu spueren kriegen. Hier oben merkt man, dass sies noch nicht lange mit Touristen zu tun haben. Wir bestellen hausgemachte Chips und bekommen ... nichts. Wir fragen nach einer Kostprobe aus einem anderen Topf und bekommen ... nichts.
Ich frage nach Decken, weils nachts schon ein wenig kalt wird und bekomme ... nichts. Wir wechseln in die andere Lodge (gibt eh nur 2). Didi (allgemeiner Ausdruck fuer alle Frauen die aelter als der/die SprecherIn sind) tut ihr bestes um die spaeten Gaeste zufrieden zu stellen und schafft es spielend. Manche haben eben das besondere Talent. Eine kleine, versteckte heiße Quelle verschafft uns am Vortag herrliche Entspannung. Keine Seele dringt durch das dickicht am steilen Hang bis hinunter zum Fluss vor. Sternenklarer Himmel, schwefliges Wasser – traumhaft schoen zum Relaxen.
Aber nun ins Naar/Phu Tal. Wir machen uns auf, vorher noch kaufen wir Kocher, Reis, Kartoffel, Eier, Suppen, Lemon Sirup, ein Zelt fuer Dan, den Traeger und sonstige Dinge, die man fuer ein paar Naechte im Zelt braucht.
Am Weg erfahren wir, dass Zelte eigentlich nicht noetig sind, wenn wir den Kang La (Pass) ohnehin nicht ueberqueren koennen wegen den Schneemassen. Es gibt ueberall 1-2 Lodges. Einfach aber gemuetlich. Na mal sehen.
Wir schleichen uns auf einem kleinen Trampelpfad am Checkpost vorbei. Die 90USD Genehmigung haben wir natuerlich nicht.
Am Weg zum ersten „Dorf“ Meta gehts auf und ab, ueber abenteuerlich in den Fels geschlagene Wege, nie weiß man, was hinter der naechsten Kurve kommt. Ich biege nochmal um die Ecke, schau einmal, dann noch einmal. Wow, was...??? Wow!!!! Ich juble innerlich, das muss ich laut schreien vor Begeisterung. Es ist das schoenste, was ich je gesehen habe...
Ein Wasserfall, links und rechts gefroren, die Pflanzen am Rande mit einer dicken, glaenzenden Eisschicht ueberzogen. Rundherum Eiszapfen, Eiskugeln, Eiszylinder. Es glitzert und glaenzt in der Sonne wie funkelden Diamanten. Aber wo ist der Weg?
Er fuehrt hinter dem Wasserfall vorbei, in den Stein geschlagen, wie ausgehoehlt ist der Fels. Drinnen bleibe ich stehen. Wie in einer Eishoehle sieht es aus. Eiszapfen haengen tropfend von der Decke, 10 cm neben mir rauscht das Wasser von weit oben herunter, am Fels entlang.
Die ersten Nacht verbringen wir aber doch im Zelt. Die einzige Lodge in der kleinen Siedlung Meta ist vom Himalayan Rescue Team besetzt.
Vielleicht hast du in der Zeitung mal von dem Unglueck am Kang Guru gelesen. 7 franzeosische Bergsteiger aus Chamonix sind hier mit ihren Sherpas (Traegern) verunglueckt. Eine Lawine riss das Basislager samt der franzoesischen Bergsteigerelite und 11 Sherpas weg. Nur 4 Sherpas, die zufaellig nicht im Zelt waren haben ueberlebt. Auch sie wurden vom Druck foermlich weggeblasen, hatten aber Glueck im Unglueck und landeten weich.
Nun sind die Suchtrupps taeglich 6 Stunden unterwegs und versuchen mit Hilfe eingeflogener Rettungshunde die Leichen zu bergen.
Ich verstehe natuerlich den Wunsch der Verwandten, die Koerper so schnell wie moeglich wuerdevoll beerdigen zu koennen, aber mir tun trotzdem die Nepalischen Sherpas leid, die nun taeglich ihr Leben im immer noch gefaehrlichen Terrain aufs Spiel setzen muessen, obwohl es nach 2 Wochen garantiert keine Ueberlebenden mehr gibt.
2 Leichen wurden schon geborgen, ein paar Rucksaecke gefunden, aber sonst keine Spur.
Es wird hier viel geraetselt, warum die erfahrenen Bergsteiger nicht abgestiegen sind, wo doch das sichere Dorf nur 1,5 Stunden vom Basislager entfernt ist. 36 Stunden harrten die Franzosen mit ihren Traegern in schlechtem Wetter oben aus ohne umzukehren. Keiner konnte zu dieser Jahreszeit so viel Schnee und die daraus resultierende Gefahr auch nur erahnen. Vielleicht hat auch die schlechte Sicht im Schneesturm eine Rueckkehr unmoeglich gemacht.
Von Meta aus sehen zeigt uns die Suchmannschaft, wo das Basislager war – jetzt nur eine einzige Schneedecke.
In 3 Tagen werden die letzten Rettungstrupps ausgeflogen. Dann muessen sie bis zur Schneeschmelze im Fruehjahr warten.
Wir machen uns am naechsten Tag auf nach Naar, einem malerischen Dorf auf 4200m. Bei einem idyllischen verlassenen, halb eingefallenen Kloster halten wir Rast, bhutanische Goudakaese, oesterreichischer Speck und hartgekochte Eier aus dem letzten Dorf staerken uns. Dann geht es durch Yakherden bergauf. Ungestoert grunzen sie uns zu, Kaelber lugen neugierig hinter den Muttertieren hervor und springen rasch ins Gebuesch, wenn wir ihnen zu nahe kommen.
Wir ueberqueren einige ziemlich ausgesetzte Schneefelder am Weg nach oben, die Luft wird immer duenner, der Atem schneller. Nach der letzten Kurve muss ich erst 2 mal hinsehen, um die Haeuser zu erkennen, die schachtelfoermig dicht aneinander gebaut in erdfarben an den Huegel geschmiegt stehen. Gut getarnt, die ehemalige Khampa Siedlung. Khampas sind tibetische „Guerillas“, die nach der Uebernahme Tibets durch die Chinesen ausgewandert sind um von hier aus Widerstand zu leisten.
Hinter dem Dorf sieht man nun die ganze Groesse des KangGuru.
Die Bevoelkerung ist tibetisch, ganz dunkel ihre Hautfarbe.
Viel Arbeit wartet zur Zeit auf sie. Die im Schneesturm abgestuerzten Yaks muessen ins Dorf getragen und zur Verarbeitung zerlegt werden. Der Rest des 300 Seelendorfes steht taeglich um 4h auf um das nun fertig getrocknete Getreide zu dreschen.
Im Einklang schlagen sie mit den Dreschflegeln das Korn aus den Aehren. Wir werden wach, schlafen aber bald wieder ein bei dem eintoenigen, fast meditativen Schlagen.
Die Sonnenstunden sind gezaehlt, um 4 Uhr legt sich schon Schatten uebers Dorf und laesst es bitter kalt werden. Fest eingewickelt in 3 Decken und Schlafsack versuchen wir nachts nicht zu frieren.
Die geplante Runde koennen wir wegen zu viel Schnee am Kang La (Pass) nicht gehen, so kommen wir am selben Weg wieder zurueck. Der besagte Wasserfall ist schoener als zuvor, noch mehr Eiszapfen glitzern in der Nachmittagssonne.
In den naechsten Tagen wandern wir mit traumhaft schoenem Wetter immer hoeher hinauf. Es wird wieder kaelter je naeher es der 5000er Grenze zugeht. Ich gebe zu, vor idem Gipfeltag respekt zu haben. So hoch war ich noch nie. WIe wird es mir gehen? Knappe Luft? Schmerzende Knie beim Abstieg? Haelt das Wetter?
Aber allen Bedenken zum Trotz wird der Tag fast wie ein Sonntagsspaziergang. Wir brechen nach allen anderen von der letzten Lodge aud 4800m auf. Alle Guidebuecher draengen die Trekker, vor Sonnenaufgang loszumarschieren. Gutgemeint, wenn das Wetter nicht stabil ist. Wir verlassen uns auf das Hoch und werden nicht enttaeuscht. Um halb acht traben wir los, die letzen 600m hoch zum Thorong La. In knappen 3h erreichen wir den sonningen Pass mit strahlend blauem Himmel. Ich bin gluecklich, kaum angestrengt. 1h lang verbringen wir oben. Alle die so frueh aufgebrochen waren konnten nicht lange oben bleiben, da die Sonnen den Platz noch nicht erwaermt hatte.
Der Abstieg ist schon etwas schwieriger, der viele Schnee faengt langsam an zu schmelzen, ich rutsche standig aus, finde kaum Halt am Eis. Ganz gut geht es mir sowieso nicht auf rutschigem Untergrund, dazu kommen noch die laedierten Knie. Ungelenkt versuche ich, das Gewicht von den Knien zu nehmen und trotzdem nicht abzurutschen. Gluecklicherweise haben schon einige Sherpas Rinnen in den Schnee gemacht, so kann ich mich oft hinsetzen und einfach am Hintern hinuntergleiten. Anfangs setzt mir die Kaelte ein wenig zu, meine duenne Hose ist sofort nass, der hartgefrorene Schnee laeest meinem Hintertil jede Unebenheit deutlich spueren. Dann faellt mir ein, dass ich meinen Schal in die Hose stopfen koennte. Die naechsten Rodelstrecken fallen wesentlich weicher und trocener aus. 400 Hoehenmeter und viel Zeit mache ich so wett.
Fast nicht muede erreichen wir Muktinath, den ersten Ort auf der „anderen Seite“ auf 3700m. Am Weg besichtigen wir noch das Heiligtum. Muktinath ist Pilgerort fuer Buddhisten. Eine angeblich natuerliche Gasflamme teilt die darueber entspringende Quelle, ohne dass das Wasser das Feuer loescht. Hinter einem anderen Kloster sprudeln 108 heilige Quellen in Kuhkoepfe gefasst aus den Felsen.
In einer gemuetlichen Lodge verdruecken wir Riesenportionen Dal Bhat, die Nationalspeise der Nepalis aus Reis, Linsenbrei und diversen Currys.
Am Morgen leuchtet die Dhaulaghiri Spitze als erste beim Fenster rein. Himmlisch!
Nun bricht der letzte Trekkingtag an, wir steigen ab nach Jomsom, von wo wir am naecsten Tag ausfliegen wollen.
Vidyas Mutter, die hier eine Lodge betreibt verwoehnt uns nach Strich und Faden, trotzdem bleibt ein wenig Schwermut. Zurueck in die Hektik Nepals, in das quirlige Kathmandu, wo wir Abend ankommen.
2 Naechte verbringen wir noch im Shangri La Hotel, wo ich mich fast schon ein wenig zu Hause fuehle. Warme Sachen fuer den Winter bei den Kalash muss ich auch noch einkaufen, so verfliegen die Stunden. Meine Kamera kann ich endlich abholen, sie funktioniert nun wieder. Die Eindruecke am Trek konnte ich nicht festhalten – aber gut so, sonst haette ich wahrscheinlich noch eine Woche laenger gebraucht wenn ich alles Schoene fotografiert haette. Ein paar Leute, die wir unterwegs getroffen haben werden einige Bilder mailen. Nsonsten gibt es „nur“ Erinnerungen, die dafuer umso bleibender.
AM 14. hebt mein Flieger nach Karachi/Pakistan ab. Martin fliegt am selben Tag nach Bhutan zurueck.
Ich weiss nicht, was in Karachi geschehen wir, da ich Javed nicht erreichen konnte. Wird mich seine Schwester abholen? Werde ich Pashmina anrufen und um Asyl bitten? Soll ich versuchen, einen Anschlussflug nach Lahore zu bekommen?
In Karachi telefoniere ich gleich mit Javed, er hebt ab. Seine Schwester ist nicht verstaendigt, er hat in den letzten Tagen keine Emails gelesen und wusste nicht genau von meiner Ankunft. Ob ich gleich nach Lahore kommen kann? Mal sehen. Ich klappere – um 18h – die Bueros der Airlines am Flughafen ab. Alle Antworten sind aehnlich. Kein Flug oder ausgebucht. Aero Asia verkauft mir ein „Chance Ticket“ – falls einer der Fluggaeste nicht auftaucht.
Ein besonders hilfreicher und engagierter Aero Asia Mitarbeiter schafft es nach bangem Warten – nein stimmt nicht, ich warte eigentlich ganz gelassen. Pakistan wird das schon schaukeln, wie immer. Irgendwie – mich in den Flieger zu befoerdern. Wow, tatsaechlich geschafft.
Im Flieger sitzt wieder eine junge Pakistani neben mir. Ohne Schal. Imran. Sie ist Model und erzaehlt mir von ihrem Traum einmal in einem Video von Madonna mitzuwirken – „Aber Madonna wird es nicht moegen wenn ich ihr die Schau stehle!“ erklaert sie mir selbstbewusst. Sie kann gar nicht verstehen, dass ich die juengsten Videos und Lieder nicht kenne und mich nicht wirklich von ihren Geheimparties beeindruckt zeige. „Dein Leben muss ganz schoen langweilig sein. Was machst du bloss den ganzen Tag? Ungebildeten Kalashkindern Englisch beibringen, in kaltem Wasser frieren und dreckig sein? Das kann ich mir nicht vorstellen. Und 2 Wochen lang ohne TV in der Gegend rumwandern?...“
Und weiter geht die Konversation ueber die neuen Trends in Mode, Hairstyle und Filmbiz. "Was haeltst du von meiner neuen Haarfarbe? Meine Hairstylistin hat sie gerade eben gefaerbt. Ich wasche und pflege meine Haare nicht selbst. Sie macht das fuer mich!" ICh werde mir wohl verkneifen ihr zu erzaehlen, dass ich am Trek mein Haar auch nicht [selbst] gewaschen habe. Allerdings war auch keine andere hilfreiche Hand zur Seite, die das erledigt haette. Es blieb einfach ungewaschen angesichts der Wasserknappheit in den verschneiten hochalpinen Zonen. Ich hab nicht lang Zeit an den "angenehmen" duft nach 2 Wochen zu denken, sie plappert munter weiter. In der pakistanischen Verfilmung von „Friends“ wird sie die Rolle der Jennifer Aniston als Rachel uebernehmen.... Am Schluss moechte sie noch meine Telefonnummer. Ich muss sie leider enttaeuschen. Sowas hab ich nicht. „Aber wie kann ich dich erreichen? Du hast mich beeindruckt und ich moechte dir Geld fuer diese Kalash Schule vorbeibringen!“ Ich bin baff. Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Ich hatte eher den Eindruck die Frage „Was machst du dort und wie ist das so?“ war eher rhetorisch gemeint, denn die Antwort wurde staendig von SMS unterbrochen. "Ich warte draussen auf dich, wir teilen uns ein Taxi, OK? Du wirst dich wundern, dass Wetter in Lahore ist fantastisch jetzt. Geniesse den Moment in dem du den Airport verlaesst!" DAs waren ihre letzten Worte. Mein Gepaeck wollte irgendwie das Flugzeug nicht verlassen oder das Gepaecksband nicht beschmutzen, so dauert e eine Weile, bis ich dann wirklich erstaunlich kuehle, frische Lahorsche Luft einatme. Imran ist schon weg. Ein Taxifahrer kann sich an sie erinnern - oder an einen Teil von ihr. "Enge dunkelblaue Jeans mit 2 aufgenaehten 3-eckigen assymetrischen Taschen hinten? Ja, die ist vorhin weggefahren." Welcome to Pakistan!
Um halb zwoelf nachts trudle ich schwer bepackt bei Javed ein. Wieder zu Hause...
Ein warmer Empfang trotz spaeter Stunde verleiht mir gleich das Gefuehl von trauter Heimat.
Das Gepaeck kann warten, erstmal richtig ausschlafen. Nach der langen Zeit fruehen Schlafen gehens am Trek um spaetesten 9 Uhr abends bin ich ziemlich geschafft. Und ein Platz, an dem ich nach 2 Monaten mal wieder laenger als nur maximal 2 Naechte verweilen kann macht mich gluecklich und laesst mit bald sanft entschlummern. Meine Gedanken sind immer noch in den nepalesischen Bergen...
Namaste, Tashi Delek und Khuda Hafiz
Bei Yahoo gibt's Fotos zum blog, falls Du nach dem Passwort gefragt wirst: acchigom
Geburtstag in Lahore pics
Arbeit in Bhutan RadlerGruppe pics
Namaste,
zwar schon aus Pakistan, aber in der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Beim letzten Mail war ich auch hier, also alles der Reihe nach.
Von den Kalash muss ich mich Ende September trennen, es faellt mir viel schwerer als sonst irgendwo weg zu gehen. Ich kann fast sagen, dass mir die Menschen hier Lachen und Weinen zurueck gegeben haben. Lachen, weil ich das in der moslemischen Gesellschaft nicht so unbedacht und spontan machen konnte – es haette und hatte oft zu Missverstaendnisen vor allem mit maennlichen Pakistanis gefuehrt – „sie laechelt mich an, sie muss in mich verliebt sein...“
Natuerlich gabs richtig gute Freunde und Freundinnen, wo es selbstverstaendlich war, miteinander zu lachen, aber diese Laecheln, das ich frueher von innen raus gefuehlt und gezeigt habe, eher eine Lebenseinstellung – hab ich mir hier schnell abgewoehnt – und bei den Kalash wieder zurueckgefunden.
Das Weinen, weil ich schon sehr lang nicht mehr aus Traurigkeit geweint habe. Freudestraenen, ja freilich. Aber Traurigkeit? Fuer mich war es bisher auch eine Lebenseinstellung, nicht zu Trauern, ich fuehlte mich nicht traurig, akzeptierte einfach, wenn etwas zu Ende ging.
Als ich mich von der kleinen Masran verabschiede und sie mir ein Armband gibt, damit ich sie nicht vergesse auf meiner langen Reise, eines Zeitraums, von dem sie wenig Vorstellung hat, und dabei ganz ernst wird und ihr ausdrucksstarkes Gesicht ganz nah zu meinem beugt und sagt: „Vergiss mich nicht!“ kullern mir schon Traenen ueber die Wangen. Traenen der Ruehrung. Wie koennte ich sie jemals vergessen?
Am letzten Abend laedt mein Gastgeber zur Abschiedsfeier ein, alle Freunde kommen um mir Lebwohl zu sagen – dabei geh ich doch gar nich tso lange weg, ich komme ja in 2 Monaten wieder.
Alle Musiker erscheinen mit ihren Instrumenten, Maenner und Frauen, Moslems und Kalash kommen um noch ein letztes Mal in der Wiese vor dem Haus gemeinsam zu tanzen, musizieren, singen, plaudern. Schon wieder bin ich zu Traenen geruehrt beim Abschied spaetnachts.
Am Morgen bringt mich Irfan mit dem Motorrad zur Straße, ein letztes Mal winke ich, auf dem knatternden Gefaehrt lasse ich langsam aber sicher Birir hinter mir zurueck – Bis Bald!!!
2 Tage bleibe ich bei Imtiaz, verwoehnt wie eine Prinzessin. Mit Zimmer, frischen Handtuechern, einem Bett mit weicher Matratze, blitzblankem Bettzeug, heißem Wasser aus der Leitung im eigenen Bad, frischem Obst im Zimmer, koestlichen traditionellen Leckereien aus der Region von denen Imtiaz mir schon vorschwaermt seit wir uns kennen und warmherziger familiaerer Atmosphaere.
Warum bloss fehlen mir die Kalash jetzt schon?
Meinen Geburtstag verbringe ich in Lahore. Der Tag vergeht mit Packen und Umpacken, da am naechsten Tag schon der Flieger nach Karachi und am uebernachsten nach Nepal/Katmandu geht, wo 3 Tage spaeter eine Radlergruppe eintreffen wird mit der ich dann nach Bhutan fliegen werde.
Salma dreht jeden Morgen fuenf Runden auf der Toilette – sie ist schwanger und ihr Koerper laesst es sie merken. Aber es soll kein 4. Kind fuer Javeds Familie werden, nein. Salma hat etwas anderes vor. Rehana, Javeds juengste Schwester hat nach vielen Ehejahren immer noch kein Kind und wuenscht sich ganz unbedingt eines. Ihr soll es nach der Geburt gehoeren.
Ich bin beeindruckt. Ich hab zwar kein eigenes und kann es nicht wirklich beurteilen, aber ich stelle es mir schwer vor, das eigene Kind nach der Geburt weg zu geben. Zumal Rehana im entfernten Karachi wohnt – 20h mit dem Zug...
„Ich hab schon gesagt, meine Frau ist eine Löwin, sie wird das schaffen. Ich bin stolz auf sie!“ lobt Javed seine Samla in hoechsten Toenen. Hoffentlich hoert das seine Mutter nicht. Soehne, die die Frau zu sehr lieben und loben stehen nicht hoch im Kurs.
Am Abend gehen wir wie schon fast ueblich zu Salmas Schwestern. Die Tuer geht auf, mein Blick faellt auf die bunt glitzernde Dekoration, an der die Kinder geheim den ganzen Nachmittag lang gebastelt haben. Sie singen Happy Birthday, bringen Geburtstagskuchen, Geschenke und was noch viel schoener ist: lauter warme, herzliche Geburtstagsgruesse und Umarmungen.
Noch nie hat mich jemand mit einer Geburtstgsfeier ueberrascht, ich war voellig baff. Vor allem weiss ich, dass es finanziell zu Zeit keinesfalls drin ist, Geburtstage zu feiern. Alle haben zusammen gelegt und mit ganz kleinen Mitteln etwas so Wundervolles zusammen gemacht. Schon wieder bin ich den Traenen nahe. Wir schlemmen die Torte, dann stechen die Kids die aufgehaengten Luftballons auf, aus denen bunter Glitzer rieselt und sich hartnaeckig fuer die naechsten Tage auf Haut und Haare klebt. Ich liebe die Feier.
Alle Nachbarn kommen, vor allem die Frauen. Mittlerweile kann ich mich wenigstens schon versteandlich bedanken und noch ein paar Worte mehr auf Urdu hervorbringen. Manchmal hab ich das Gefuehl, sie haben noch mehr Freude an der Feier als ich.
Ein bisschen späeter gehen wir noch essen. Salma faellt es nicht leicht, weil mir am Vormittag irgendwie mein letztes Bargeld „abhanden gekommen ist“. Zum ersten Mal in Pakistan weiss ich mit Sicherheit, dass jemand besonderes Geschick investiert hat um an das Geld, das immer in meinem Bauchguertel war, heranzukommen. Ich kann mir immer noch nicht erklaeren, wie das vor sich gegangen ist, aber ich hoffe, der oder diejenige kann es besser brauchen als ich. Es war immerhin viel mehr als ein durchschnittliches Monatsgehalt hierzulande.
Salma, die das Geld immer sicher verwahrt hat, macht sich selbst unnoetige Vorwuerfe. Vielleicht ist es doch in der Wohnung weggekommen? Wer ist so unzuverlaessig? Ich bin sicher, dass es nicht so ist und versuche sie zu beruhigen. Die Geburtstagsfreude lass ich mir wegen Geld nicht nehmen.
Wir gehen ins Gun Smoke, wo ich schon vorher mal koestliche Steaks vertilgt habe. Die Kids haben Freude an den Cowboy Hueten, Salma ist in der ungewohnt lockeren Umgebung erst etwas nervoes und blueht dann voll auf, wir schluerfen Cola aus den Strohhalmen und vergnuegen uns am Salatbuffet.
Spaetnachts gehts nach Hause, am naechsten Tag zum Flughafen – mit Local Transport, weil ich ja sparen muss. Fast schaffe ich es, das Flugzeug nach Karachi zu verpassen.
Rehana, Javeds Schwester soll mich abholen und am naechsten Tag am fruehen morgen wieder zum Flughafen bringen.
Im Flieger treffe ich Pashmina. Jung, huebsch, selbstbewusst, ohne Schal. Sie schreckt mich mal gehoerig in dem sie mir erzaehlt, wo genau dieser Ortsteil ist, in dem Rehana wohnt. 2h außerhalb, ohne wirkliche Busverbindung, das furchtbarste Viertel ueberhaupt und ich werde es sicher nicht schaffen, in der frueh von dort rechtzeitig zum Flughafen zu kommen und vorher noch das Ticket zu holen weil es einfach keine Verbindung gibt. (mein billiger Travelagent hat keine Filiale in Pakistan, nur sein Buero in Karachi, wo ich das Ticket fuer Kathmandu abholen und zahlen muss). Was machen? Rehana wartet sicher schon am Airport. Pashmina bietet mir an, mit Rehana zu reden und mich stattdessen bei ihr zuhause unterzubringen. Nach dem sie mir als echte Karachi glubwuerdig vermittelt hat, dass es nicht anders moeglich sei, bin ich ueberzeugt.
Dann sehe ich ein anderes Pakistan. Wir werden abgeholt, mit BMW. Zu einem ihrer „outlets“ gebracht – dieses fuer Teppich und exquisite Stoffe. „Ich habe nur 5 eigene Geschaefte. Eigentlich arbeite ich fuer meinen Vater!“
Den sehe ich dann auch. Als sie dann ihren eigenen Z3 endlich bringen hat lassen und wir heim fahren. An der Hauptstraße in Karachi, eine pulsierende Metropole am Meer mit einem Hauch von internationalem, offenen Flair, faehrt man manchmal an hohen Mauern vorbei, unterbrochen nur von großen Eisentoren, die schon erkennen lassen, dass sich nicht zu wenig Geld dahinter versteckt. Vor einem dieser Tore wendet Pashmina, das Tor oeffnet sich langsam und dahinter erscheint nach einer langen Zufahrt das wohl groeßte und teuerste Haus in Pakistan, das ich je gesehen hatte.
„Sag meinem Vater nicht, dass ich dich erst heute kennen gelernt habe, er ist ein bisschen misstrauisch aber sehr warmherzig. Wir sind einfach alte Freundinnen...“
Ich komme rein, werd gleich als „alte Freundin“ als Familienmitglied aufgenommen, der Tisch biegt sich unter den Koestlichkeiten, die die Koeche auftragen. Spezialitaeten aus Karachi – fuer die alte Freundin. Die Einrichtung laesst mich nur noch staunen. Ich muss aufpassen, nicht mit offenem Mund rumzustarren. Nach der Matratze am Boden komme ich mir vor wie im Maerchenschloss.
Ich bin immer wieder baff, wie freundlich und menschlich Pashmina trotz al dieses Reichtums geblieben ist.
„Wenn du so viel fuer mein Land tust, eine Schule errichten hilfst und unterrichtest – dann ist es wohl das Mindeste, dass ich dir deinen letzten Tag angenehm mache!“ ist ihre einfach Antwort auf meine Frage. Mit soviel Geld sind die meisten misstrauisch und in Pakistan zu 95% sehr bestechlich und charakterlich eher etwas verdorben, wenn ich mir den Satz erlauben darf.
Ich bekomme ein Zimmer mit riesen Bad, meine Kleider weden in wenigen Stunden gewaschen und gebuegelt. Waehrenddessen fahren wir ans Meer, lassen uns ein Eis ins Auto bringen – denn ganz so frei ist es auch hier nicht – Maedels allein in der Nacht duerfen zumindest nicht aussteigen.
Am Morgen klopft es dezent an der Tuer, Fruehstueck wird gebracht, das Auto steht vor der Tuer, bringt mich zum Reisebuero und setzt mich anschließend vorm Flughafen ab.
Ich bedanke mich ueberschwenglich fuer all die Annehmlichkeiten und die Moeglichkeit, meinen Flieger zu erreichen. Wir werden uns wieder sehen.
Die ersten Stunden in Kathmandu sind Wahnsinn. Ich fuehle mich sehr sehr eigenartig. Zum ersten Mal laufe ich auf offenen Straßen (bei den Kalash gibts ja keine wirklichen Straßen) ohne Schal rum. Rundum mich Maedels und Burschen, bunt gemischt – in westlichen Jeans, hautengen Shirts, lachend, scherzend – redend. Ich hab immer noch jedesmal, wenn einer – hier wirklich – zufaellig an mir eng vorbei draengt, dass es wie in Pakistan sicher Absicht ist und ich aufpassen muss, nicht angetatscht zu werden. Aber es passiert nicht. Den ganzen Tag nicht. Wahnsinn!
Bei meiner Freundin Vidya werd ich gleich wieder froehlich begruesst und „raufgefuettert“. Die letzten Tage bei den Kalash hatten mir ordentlich zugesetzt. Meine Magenprobleme hatte ich bis zur Abfahrt nicht wirklich im Griff. Taeglich 3x Dal Bhat helfen schnell. In den 2 Tagen vor Ankunft der Gruppe hab ich noch einiges zu tun, vor allem weil ich viel mit zurueck nehmen will nach Pakistan und auch noch einiges fuer den Trek, den ich anschließend mit Martin gehen werde, einkaufen will. Ich hab ja nichts mit von meiner Ausruestung, die gut verpackt in Oesterreich liegt – weil ich ja nur 2 Wochen laenger in Pakistan bleiben wollte...
Meine liebe Mama hat mir ein paar dringende Sachen (meine Schuhe..) zusammen gepackt und einem der Reiseteilnehmer, mit dem ich schon laenger in Kontakt stand, mitgeben koennen. Mal sehen ob alles ankommt.
Am 2. Abend zerren Kajun und Vidya mich in die Stadt – ausgehen. In einem gemuetlichen Garten sitzen, Musik hoeren, sich unterhalten – mit Maennern und Frauen. Utopie? Nein, Kathmandu – und auch sonst fast ueberall. Nur eben nicht in Pakistan.
Kajun erzaehlt mir spaeter, dass ich nur mein Glas Rotwein angestrahlt habe, genuesslich genuckelt und meist etwas weit weg mit den Gedanken war. Das mag leicht wahr sein. Ich bin fast wie weggetreten. So ein Genuss. Reden, lachen, trinken. Wow. Trotzdem komm ich mir immer noch ein wenig komisch vor, obwohl ich den Schal um den Hals gelegt habe.
Am 4. Tag kommen die Radler. 8 Maenner aus Oberoesterreich, bei denen der Schmaeh (fuer Schweizer und Deutsche: Spass) von der ersten Minute an rennt. Die Raeder gut verpackt kommen sie als allerletzte aus den Flughafengebaeude, aber trotzdem nicht verdrossen. Alles in die Busse und ab ins Hotel.
Gerhard hat tatsaechlich die Schuhe und andere wichtige Dinge von meiner Mutter mitgebracht, ich bin happy.
Den Abend verbringen wir wieder in Thamel, 2 Radler gehen mit und wir plaudern gemuetlich zu Reggae Musik und ein paar Drinks. Am Heimweg knabbern wir ein paar Momos von den neuen Streetfood Staenden. Koestlich!
Dann goenne ich mir (natuerlich alleine) noch eine heiße Badewanne. Sowas hab ich zum letzten Mal auch in Nepal gemacht glaub ich – im März. Sensationell.
Ein wenig Sightseeing in Nepal gehoert auch zum Programm, wir besichtigen Pashupathinath – die Verbrennungsstaette der Hindus, Swajambunath – ein Hindu & Buddhistenheiligtum und Pattan, die 2. alte Stadt der fruehen Koenigreiche neben Kathmandu und Baktapur.
Die Schlacht um die Sitzplaetze beim Flug nach Bhutan artet fast aus, eine portugisische Kollegin macht sich meine Gruppe gleich zum Feind. Es gibt leider – oder Gott sei Dank – keine Sitzplatzreservierung sonder freie Wahl.
Nun muss man wissen, dass man nur von der linken Seite aus die Himalaya Kette sieht – wenn das Wetter gut ist. Und das war gut. Die vorige Angst, eventuell nichts zu sehen loest sich nach handfestem Gerangel in Luft auf, es gibt genug Plaetze, die Maschine war eingeschoben und hatte daher keine Gaeste aus Delhi/Indien an Bord. Ein paar boese Blicke werden noch ueber die Kopfstuetzen hin ausgetauscht, dann kehrt Ruhe ein oder besser: alle sind beschaeftigt, ihre Kameras bestmoeglich einzustellen, um die hart erkaempften Bergblicke zu verpixeln.
Am Ausgang des Flughafens erwartet uns Martin mit Gluecksschals und dem Bhutanischen Team. Ein gelungenes Willkommen.
Die 8 Radler kennen sich schon laenger, die meisten haben schon einige Asien Km unter den Raedern, sie fahren also nicht auf der linken Seite – oder fast nicht. Nur die ungewoehnlichen Verkehrsteilnehmer machen ihnen ein wenig zu schaffen, einer hat gleich am ersten Tag ein „Rendezvous mit Kuh“... Aber Glueck im Unglueck, ihm ist nichts Schlimmes passiert.
Ich geniesse es, endlich wieder richtig oberoesterreichisch zu reden, zu scherzen und ihnen ueber Bhutan erzaehlen zu koennen. Mir liegt es immer besonders am Herzen, Menschen mit dem Land richtig bekannt zu machen und auch ein wenig Vermittler zwischen Bhutanern (also in erster Linie den Fahrern und dem Guide) aus dem asiatischen Kulturkreis und der Gruppe aus dem Westlichen Kulturkreis zu spielen. Manchmal prallen da Vorstellungen aufeinander, die zwar keine direkten Probleme hervorrufen, aber einfach auf Unverstaendnis stoßen, wenn mans nicht gewoehnt ist – von beiden Seiten.
Am ersten Abend und nach ca. 10 Tagen gibts Hotstone Bath, die Jungs schwitzen ordentlich. Mir wars beim ersten Mal noch zu komisch, mich nackt in eine Wanne zu legen und mir von irgendjemandem heiße Steine bringen zu lassen – zu lange Pakistan... Manchmal habe ich das Gefuehl als waere ein Brett vor meinem Kopf. So schuechtern war ich frueher nicht.
Beim 2. Mal versuche ich es als Selbsttherapie, die eigenartigen Anwandlungen muss ich loswerden. So kann das nicht weitergehen. Nie wieder HotStone Bath? Nein, dann lieber mal Augen zu und durch. Es ist besonders lustig, wenn mans nicht erwartet – unser LKW Fahrer, ein ehemaliger Moench, bringt die Steine rein, nichts ahnend. Als er eine Frau in der Wanne sieht laeuft er ganz rot an – so weit ich das durch den Dunst in stockfinsterer Nacht erkennen kann - und versucht, den Blick bestmoeglich abzuwenden. Ich muss ihn sogar ein wenig zur Ordnung rufen, sonst wuerde er die Steine ohne hinschauen auf meine Zehen plumpsen lassen.
Die Wettergoetter meinen es beonders gut mit uns, wir haben Bergblicke wie noch nie in Bhutan. Selbst vom Dochu La, auf dem ich schon einige Mal war und nie auch nur einen kleinen Felszipfel erspaehen konnte, waren alle (Un-) Bekannten Riesen Bhutans aufgereiht. In betraechtlicher Entfernung, aber gut sichtbar. Selbst der hoechste Berg, der Gangkar Puensum ragte am Horizont in die Hoehe.
Ihn sehen wir noch einige Male von hohen Paessen.
Enzian am Straßenrand, viele Stupas um die jeder wie gelernt mindestens eine Runde im Uhrzeigersinn mit dem Fahrrad dreht, lange Haengebruecken ueber die die Herren todesmutig mit den Raedern strampeln, wildromatischen Jausenrasten an kleinen Seitenbaechen in freier Natur, gemuetliche Gasthausbesuche, Versuchsweises Bogenschießen mit traditionellen Bambusboegen sowie neumodernen Hightec Geraeten aus Amerika und hunderte holprige Km auf und ab. Ich bin beeindruckt von ihrer Ausdauer.
Bis Mongar fahren wir, fast soweit wie ich vor 3 Jahren bei meinem ersten Besuch gekommen bin.
Zwischendurch immer gemuetliche Hotels – meist jedenfalls. Fuer Guides gibts nicht immer Zimmer in der Hochsaison. In Bumthang fanden gerade 2 Tsechus statt (jaehrliche Klosterfeste) und ganz Bhutan war auf den Beinen. Wir haben Glueck, dass keines der Autos Probleme hat, es haette wahrscheinlich kein Ersatzfahrzeug in ganz Bhutan aufgetrieben werden koennen. Manchmal betaetigten sich die Radler auch als Reifenaufpumper, aber mehr als einen „schleichenden“ Patschen (fuer Nichtoesterreicher: Reifen aus dem langsam Luft entweicht) passierte nicht. Oh halt, doch: ein kleiner Auffahrunfall an einem Tag an dem ich ausnahmsweise mal nicht im Auto saß – kaum laesst man sie alleine passiert schon was...
Wir besuchen natuerlich die omnipraesenten „Dzongs“, die Klosterburgen die jetzt der Verwaltung im geistlichen wie weltlichen Bereich dienen. Bei Touristen fuehren sie oft zum in Bhutan bekannten „Dzonged out“ – soll heißen „Nase voll von Dzongs“. Aber das konnten wir umgehen – hoffe ich jedenfalls.
Ein paar andere Kloester, zu denen die Bhutaner immer tolle Geschichten kennen. Geschichten von besiegten Daemonen, magischen Gurus, nackt tauchenden Schatzfindern, Kettenhemden, fliegenden Statuen und Tiegern, ueberirdischen Gottheiten und sonstigen wunderlichen Dingen, die wunderbar in das aberglaeubische, mystische Land passen.
Krankenhaeuser gehoeren zu den weniger mystischen Dingen die wir auch besichtigen, da ein Arzt mit von der Partie ist und es generell interessiert, was so passieren wuerde falls was passieren wuerde. Wie sie allerdings mit Hilfe der vorhandenen einfachster Geraete in den Provinzkrankenhaeusern und Hilfsstationen im Land Patienten erfolgeich behandeln bleibt uns trotzdem manchmal ein Mysterium.
In einer Kaeserei, Webereien, Museen und sonstigen „Sights“ die sich uns in den Weg stellen schauen wir auch vorbei.
Und natuerlich steht auch ein Tsechu am Program, eines der angesprochenen Klosterfeste.
Ich hab zwar noch nie vorher so ein großes Spektakel gesehn, wohl aber kleinere und habe auch schon Artikel ueber Inhalte der Taenze uebersetzt, so weiß ich doch ein wenig, worums geht, wenn die Burschen mit ihren farbenfrohen Masken, Hueten, Kleidern, Kostuemen und sonstigen Assessoires wie Trommeln, Holzschwertern und riesigen Holzpenissen rumwirbeln.
Sexualitaet wird hier viel viel freier gesehen als, naja, als in Pakistan. Kunsstueck. Es ist fast Alltagsthema, gerade bei den Festen gibt es eben diese Spassmacher, die mit ihren ueberdimensionierten Holzpenissen vorzugsweise auf Touristen Jagd machen, aber auch die Einheimischen jungen und alten Damen kommen nicht ungeschoren davon. Der Busche springt rum, oder sitzt Extase mimend am Boden, reibt sein gutes Stueck immer schneller um dann unter Gelaechter der Bhutanerinnen und Gekreische amerikanischer Touristinnen das imaginaere Sperma letzteren in die Haare zu schmieren.
Einen „besonderen“ Tanz gibt es auch noch, wegen dem der Großteil der Touristen extra anreist, vor allem die Amis, dennen im TV ja eher die moegliche Vernichtung statt der moeglichen Entstehung neuen Lebens gezeigt wird. Der mitternaechtliche Tanz der nackten Moenche, den die meisten aber nicht sehen, weil er so spaet ist und ihnen vor lauter Dzongs die Augen zufallen.
Ich muss sagen, sie versaeumen nichts besonderes. Entstanden ist die „Choreografie“ vor einigen hundert Jahren, als Daemonen nachts stets das Tagewerk der Arbeiter in einer kleinen Stadt zerstoert hatten. Anstatt wie Sysiphos weiterzumachen haben sich die Bewohner etwas einfallen lassen. Sie tanzten nachts nackt auf der Lichtung, um die Daemonen abzulenken. Siehe da, es funktionierte und die Arbeiter konnten am Morgen weitermachen, wo sie abends aufgehoert hatten.
Seither fuehren die Moenche bestimmter Kloester bei den Festen diesen Tanz auf. Nach dem Einfall der Touristen haben die echten Geistlichen allerdings das Interesse daran verloren, weil der heilige Tanz zur Touristenattraktion verkommen war.
Jetzt ist es eher eine peinliche Auffuehrung von betrunkenen, nicht gerade wohlbestueckten Dorfbewohnern, die frierend nackt ums Feuer hopsen und einige halbherzige Kopulationsversuche andeuten. Die besonders „Kleinen“ binden sich mit Gurken ausgestopfte Kondome um, um wenigstens einmal zu beidrucken. Ums Gesicht sind wie bei Mumien ein paar Bandagen gewickelt, um die Herren unkenntlich zu machen – wer wuerde sie sonst schon noch nehmen...
Fotografieren ist natuerlich strengstens verboten. Ich muss mich am Anfang beherrschen, nicht loszuprusten und den noetigen Respekt zu zeigen, dann wirds eher einschlaefernd. Was die Daemonen damals so attraktiv daran gefunden haben um ihre Lieblingsbeschaeftigung "Zerstoeren von angefangenen Stupas" aufzugeben ist mir ein Raetsel.
Neben bei gibts Moeglichkeiten zu simplen Gluecksspielen und Wetten – was uebers Jahr an sich streng verboten ist in Bhutan. Die Bhutaner lassen ordentlich „die Sau raus“ und setzen was das Zeug haelt. Schließlich ist es nach 2 Tagen wieder vorbei mit diesem unbuddhistischen Zeitvertreib.
Die Buddhistische Mannschaft ist sehr bemueht, mit dem Guide –der eigentlich gar kein richtiger Guide ist sondern nur eine temporaere Lizenz besitzt – hab ich ausnahmsweise Glueck. Normalerweise bekomme ich immer die Chaoten – Isa wirds schon richten. Jambe stieß erst 1 Tag vor Ankunft zum Team nach dem mein Guide 3 mal wegen Unfaehigkeit gewechselt wurde.
Die Fahrer sind lernwillig, manchmal dauerts ein bisserl, aber es gibt nicht viele Bhutaner, die schon mal Raeder transportiert haben, ihnen vor oder nach gefahren sind. Wir ueben, wie man Raeder verstaut – was bis auf einmal immer gut gegangen ist – wie man moeglichst effizient hinten nachfahert ohne lange Wartezeiten entstehen zu lassen aber auch ohne den Radlern das Gefuehl zu geben, sie wuerden verfolgt.
Einen Tag vor den Radlern fliege ich nach Kathmandu mit schwerem Herzen. Es war eine schoen Zeit mit den 8. Soviel lachen werd ich in Pakistan nicht koennen.
Aber vorher bleib ich noch in Nepal um mit Martin trekken zu gehen. Wir wollen rausfinden, ob wir uns eine laenger Zusammenarbeit vorstellen koennen ohne wieder komplizierte Geschichten aufzubauen.
Die geplante Route faellt ein wenig in den „Schnee“, dafuer ist die Alternativroute auch nicht von schlechten Eltern. Den Tilicho See und Kang La muessen wir wegen zu viel Schnee links liegen lassen. Dafuer gehen wir trotzdem ins Naar und Phu Gebiet. Bis vor kurzem war diese Gegend in den internationalen Medien eher sehr unbekannt. Jetzt – leider – nicht mehr. Leider? Es ist die Region, in der der Kang Guru steht. Klingelts? Der Berg, auf dem die 7 franzoesischen Bergsteiger aus Chamonix und ihre Sherpa unter einer Lawine begraben wurden.
Vor wenigen Tagen mussten die meisten Trekker ueberhaupt umdrehen in dieser Gegend. Die wilden, unerwarteten Schneestuerme machten viele Touristenplaene zunichte und sind schuld an vielen abgestuerzten Yaks, Missernten und anderen Dingen.
Das Tal ist wunderschoen jetzt. Ganz urspruenglich ist es noch, von den Touristen ziemlich unerschlossen, weil man eigentlich eine teure Genehmigung braucht – 90 USD pro Woche und Nase und nur ueber ein Reisebuero. Ich rede ein Weilchen mit den Leuten, die diese Region ueberhaupt fuer den Tourismus geoeffnet haben und erfahre, dass sich das mit der Genehmigung nicht mehr ausgeht. Entgegen frueheren Infos dauert es 3-4 Tage. Morgen wollen wir los...
Ich ede noch ein wenig laenger und erfahre mehr: Wenn mans schlau angeht, kann man alle Checkposts umgehen. Wundebar, das machen wir. Die ACAP (Annapurna Conservation Project Area) Permit braucen wir trotzdem, kostet auch an die 30USD. Das reicht.
Nach 4 Tagen Trek kommen wir zur Abzweigung nach Naar, schleichen uns nach einer Nacht im Dorf mit viel Chyang (lokales milchigtruebes Bier aus Hirse) am Holzofen in der gemuetlichen Kueche einer Lodge hinter den Posten vorbei und genießen die Landschaft. Es war schon vorher wunderschoen, herrliche Blicke auf den 8-tausender Manaslu von dem kleinen Nest Timang an der Annapurna Umrundungsroute aus, welches noch nicht auf den Karten steht, weil die Route kuerzlich ueber den Huegel statt wie vorher unten im Flusstal verlegt wurde – die andere Straße ist verschuettet. Die Hotels unten werden das teuer zu spueren kriegen. Hier oben merkt man, dass sies noch nicht lange mit Touristen zu tun haben. Wir bestellen hausgemachte Chips und bekommen ... nichts. Wir fragen nach einer Kostprobe aus einem anderen Topf und bekommen ... nichts.
Ich frage nach Decken, weils nachts schon ein wenig kalt wird und bekomme ... nichts. Wir wechseln in die andere Lodge (gibt eh nur 2). Didi (allgemeiner Ausdruck fuer alle Frauen die aelter als der/die SprecherIn sind) tut ihr bestes um die spaeten Gaeste zufrieden zu stellen und schafft es spielend. Manche haben eben das besondere Talent. Eine kleine, versteckte heiße Quelle verschafft uns am Vortag herrliche Entspannung. Keine Seele dringt durch das dickicht am steilen Hang bis hinunter zum Fluss vor. Sternenklarer Himmel, schwefliges Wasser – traumhaft schoen zum Relaxen.
Aber nun ins Naar/Phu Tal. Wir machen uns auf, vorher noch kaufen wir Kocher, Reis, Kartoffel, Eier, Suppen, Lemon Sirup, ein Zelt fuer Dan, den Traeger und sonstige Dinge, die man fuer ein paar Naechte im Zelt braucht.
Am Weg erfahren wir, dass Zelte eigentlich nicht noetig sind, wenn wir den Kang La (Pass) ohnehin nicht ueberqueren koennen wegen den Schneemassen. Es gibt ueberall 1-2 Lodges. Einfach aber gemuetlich. Na mal sehen.
Wir schleichen uns auf einem kleinen Trampelpfad am Checkpost vorbei. Die 90USD Genehmigung haben wir natuerlich nicht.
Am Weg zum ersten „Dorf“ Meta gehts auf und ab, ueber abenteuerlich in den Fels geschlagene Wege, nie weiß man, was hinter der naechsten Kurve kommt. Ich biege nochmal um die Ecke, schau einmal, dann noch einmal. Wow, was...??? Wow!!!! Ich juble innerlich, das muss ich laut schreien vor Begeisterung. Es ist das schoenste, was ich je gesehen habe...
Ein Wasserfall, links und rechts gefroren, die Pflanzen am Rande mit einer dicken, glaenzenden Eisschicht ueberzogen. Rundherum Eiszapfen, Eiskugeln, Eiszylinder. Es glitzert und glaenzt in der Sonne wie funkelden Diamanten. Aber wo ist der Weg?
Er fuehrt hinter dem Wasserfall vorbei, in den Stein geschlagen, wie ausgehoehlt ist der Fels. Drinnen bleibe ich stehen. Wie in einer Eishoehle sieht es aus. Eiszapfen haengen tropfend von der Decke, 10 cm neben mir rauscht das Wasser von weit oben herunter, am Fels entlang.
Die ersten Nacht verbringen wir aber doch im Zelt. Die einzige Lodge in der kleinen Siedlung Meta ist vom Himalayan Rescue Team besetzt.
Vielleicht hast du in der Zeitung mal von dem Unglueck am Kang Guru gelesen. 7 franzeosische Bergsteiger aus Chamonix sind hier mit ihren Sherpas (Traegern) verunglueckt. Eine Lawine riss das Basislager samt der franzoesischen Bergsteigerelite und 11 Sherpas weg. Nur 4 Sherpas, die zufaellig nicht im Zelt waren haben ueberlebt. Auch sie wurden vom Druck foermlich weggeblasen, hatten aber Glueck im Unglueck und landeten weich.
Nun sind die Suchtrupps taeglich 6 Stunden unterwegs und versuchen mit Hilfe eingeflogener Rettungshunde die Leichen zu bergen.
Ich verstehe natuerlich den Wunsch der Verwandten, die Koerper so schnell wie moeglich wuerdevoll beerdigen zu koennen, aber mir tun trotzdem die Nepalischen Sherpas leid, die nun taeglich ihr Leben im immer noch gefaehrlichen Terrain aufs Spiel setzen muessen, obwohl es nach 2 Wochen garantiert keine Ueberlebenden mehr gibt.
2 Leichen wurden schon geborgen, ein paar Rucksaecke gefunden, aber sonst keine Spur.
Es wird hier viel geraetselt, warum die erfahrenen Bergsteiger nicht abgestiegen sind, wo doch das sichere Dorf nur 1,5 Stunden vom Basislager entfernt ist. 36 Stunden harrten die Franzosen mit ihren Traegern in schlechtem Wetter oben aus ohne umzukehren. Keiner konnte zu dieser Jahreszeit so viel Schnee und die daraus resultierende Gefahr auch nur erahnen. Vielleicht hat auch die schlechte Sicht im Schneesturm eine Rueckkehr unmoeglich gemacht.
Von Meta aus sehen zeigt uns die Suchmannschaft, wo das Basislager war – jetzt nur eine einzige Schneedecke.
In 3 Tagen werden die letzten Rettungstrupps ausgeflogen. Dann muessen sie bis zur Schneeschmelze im Fruehjahr warten.
Wir machen uns am naechsten Tag auf nach Naar, einem malerischen Dorf auf 4200m. Bei einem idyllischen verlassenen, halb eingefallenen Kloster halten wir Rast, bhutanische Goudakaese, oesterreichischer Speck und hartgekochte Eier aus dem letzten Dorf staerken uns. Dann geht es durch Yakherden bergauf. Ungestoert grunzen sie uns zu, Kaelber lugen neugierig hinter den Muttertieren hervor und springen rasch ins Gebuesch, wenn wir ihnen zu nahe kommen.
Wir ueberqueren einige ziemlich ausgesetzte Schneefelder am Weg nach oben, die Luft wird immer duenner, der Atem schneller. Nach der letzten Kurve muss ich erst 2 mal hinsehen, um die Haeuser zu erkennen, die schachtelfoermig dicht aneinander gebaut in erdfarben an den Huegel geschmiegt stehen. Gut getarnt, die ehemalige Khampa Siedlung. Khampas sind tibetische „Guerillas“, die nach der Uebernahme Tibets durch die Chinesen ausgewandert sind um von hier aus Widerstand zu leisten.
Hinter dem Dorf sieht man nun die ganze Groesse des KangGuru.
Die Bevoelkerung ist tibetisch, ganz dunkel ihre Hautfarbe.
Viel Arbeit wartet zur Zeit auf sie. Die im Schneesturm abgestuerzten Yaks muessen ins Dorf getragen und zur Verarbeitung zerlegt werden. Der Rest des 300 Seelendorfes steht taeglich um 4h auf um das nun fertig getrocknete Getreide zu dreschen.
Im Einklang schlagen sie mit den Dreschflegeln das Korn aus den Aehren. Wir werden wach, schlafen aber bald wieder ein bei dem eintoenigen, fast meditativen Schlagen.
Die Sonnenstunden sind gezaehlt, um 4 Uhr legt sich schon Schatten uebers Dorf und laesst es bitter kalt werden. Fest eingewickelt in 3 Decken und Schlafsack versuchen wir nachts nicht zu frieren.
Die geplante Runde koennen wir wegen zu viel Schnee am Kang La (Pass) nicht gehen, so kommen wir am selben Weg wieder zurueck. Der besagte Wasserfall ist schoener als zuvor, noch mehr Eiszapfen glitzern in der Nachmittagssonne.
In den naechsten Tagen wandern wir mit traumhaft schoenem Wetter immer hoeher hinauf. Es wird wieder kaelter je naeher es der 5000er Grenze zugeht. Ich gebe zu, vor idem Gipfeltag respekt zu haben. So hoch war ich noch nie. WIe wird es mir gehen? Knappe Luft? Schmerzende Knie beim Abstieg? Haelt das Wetter?
Aber allen Bedenken zum Trotz wird der Tag fast wie ein Sonntagsspaziergang. Wir brechen nach allen anderen von der letzten Lodge aud 4800m auf. Alle Guidebuecher draengen die Trekker, vor Sonnenaufgang loszumarschieren. Gutgemeint, wenn das Wetter nicht stabil ist. Wir verlassen uns auf das Hoch und werden nicht enttaeuscht. Um halb acht traben wir los, die letzen 600m hoch zum Thorong La. In knappen 3h erreichen wir den sonningen Pass mit strahlend blauem Himmel. Ich bin gluecklich, kaum angestrengt. 1h lang verbringen wir oben. Alle die so frueh aufgebrochen waren konnten nicht lange oben bleiben, da die Sonnen den Platz noch nicht erwaermt hatte.
Der Abstieg ist schon etwas schwieriger, der viele Schnee faengt langsam an zu schmelzen, ich rutsche standig aus, finde kaum Halt am Eis. Ganz gut geht es mir sowieso nicht auf rutschigem Untergrund, dazu kommen noch die laedierten Knie. Ungelenkt versuche ich, das Gewicht von den Knien zu nehmen und trotzdem nicht abzurutschen. Gluecklicherweise haben schon einige Sherpas Rinnen in den Schnee gemacht, so kann ich mich oft hinsetzen und einfach am Hintern hinuntergleiten. Anfangs setzt mir die Kaelte ein wenig zu, meine duenne Hose ist sofort nass, der hartgefrorene Schnee laeest meinem Hintertil jede Unebenheit deutlich spueren. Dann faellt mir ein, dass ich meinen Schal in die Hose stopfen koennte. Die naechsten Rodelstrecken fallen wesentlich weicher und trocener aus. 400 Hoehenmeter und viel Zeit mache ich so wett.
Fast nicht muede erreichen wir Muktinath, den ersten Ort auf der „anderen Seite“ auf 3700m. Am Weg besichtigen wir noch das Heiligtum. Muktinath ist Pilgerort fuer Buddhisten. Eine angeblich natuerliche Gasflamme teilt die darueber entspringende Quelle, ohne dass das Wasser das Feuer loescht. Hinter einem anderen Kloster sprudeln 108 heilige Quellen in Kuhkoepfe gefasst aus den Felsen.
In einer gemuetlichen Lodge verdruecken wir Riesenportionen Dal Bhat, die Nationalspeise der Nepalis aus Reis, Linsenbrei und diversen Currys.
Am Morgen leuchtet die Dhaulaghiri Spitze als erste beim Fenster rein. Himmlisch!
Nun bricht der letzte Trekkingtag an, wir steigen ab nach Jomsom, von wo wir am naecsten Tag ausfliegen wollen.
Vidyas Mutter, die hier eine Lodge betreibt verwoehnt uns nach Strich und Faden, trotzdem bleibt ein wenig Schwermut. Zurueck in die Hektik Nepals, in das quirlige Kathmandu, wo wir Abend ankommen.
2 Naechte verbringen wir noch im Shangri La Hotel, wo ich mich fast schon ein wenig zu Hause fuehle. Warme Sachen fuer den Winter bei den Kalash muss ich auch noch einkaufen, so verfliegen die Stunden. Meine Kamera kann ich endlich abholen, sie funktioniert nun wieder. Die Eindruecke am Trek konnte ich nicht festhalten – aber gut so, sonst haette ich wahrscheinlich noch eine Woche laenger gebraucht wenn ich alles Schoene fotografiert haette. Ein paar Leute, die wir unterwegs getroffen haben werden einige Bilder mailen. Nsonsten gibt es „nur“ Erinnerungen, die dafuer umso bleibender.
AM 14. hebt mein Flieger nach Karachi/Pakistan ab. Martin fliegt am selben Tag nach Bhutan zurueck.
Ich weiss nicht, was in Karachi geschehen wir, da ich Javed nicht erreichen konnte. Wird mich seine Schwester abholen? Werde ich Pashmina anrufen und um Asyl bitten? Soll ich versuchen, einen Anschlussflug nach Lahore zu bekommen?
In Karachi telefoniere ich gleich mit Javed, er hebt ab. Seine Schwester ist nicht verstaendigt, er hat in den letzten Tagen keine Emails gelesen und wusste nicht genau von meiner Ankunft. Ob ich gleich nach Lahore kommen kann? Mal sehen. Ich klappere – um 18h – die Bueros der Airlines am Flughafen ab. Alle Antworten sind aehnlich. Kein Flug oder ausgebucht. Aero Asia verkauft mir ein „Chance Ticket“ – falls einer der Fluggaeste nicht auftaucht.
Ein besonders hilfreicher und engagierter Aero Asia Mitarbeiter schafft es nach bangem Warten – nein stimmt nicht, ich warte eigentlich ganz gelassen. Pakistan wird das schon schaukeln, wie immer. Irgendwie – mich in den Flieger zu befoerdern. Wow, tatsaechlich geschafft.
Im Flieger sitzt wieder eine junge Pakistani neben mir. Ohne Schal. Imran. Sie ist Model und erzaehlt mir von ihrem Traum einmal in einem Video von Madonna mitzuwirken – „Aber Madonna wird es nicht moegen wenn ich ihr die Schau stehle!“ erklaert sie mir selbstbewusst. Sie kann gar nicht verstehen, dass ich die juengsten Videos und Lieder nicht kenne und mich nicht wirklich von ihren Geheimparties beeindruckt zeige. „Dein Leben muss ganz schoen langweilig sein. Was machst du bloss den ganzen Tag? Ungebildeten Kalashkindern Englisch beibringen, in kaltem Wasser frieren und dreckig sein? Das kann ich mir nicht vorstellen. Und 2 Wochen lang ohne TV in der Gegend rumwandern?...“
Und weiter geht die Konversation ueber die neuen Trends in Mode, Hairstyle und Filmbiz. "Was haeltst du von meiner neuen Haarfarbe? Meine Hairstylistin hat sie gerade eben gefaerbt. Ich wasche und pflege meine Haare nicht selbst. Sie macht das fuer mich!" ICh werde mir wohl verkneifen ihr zu erzaehlen, dass ich am Trek mein Haar auch nicht [selbst] gewaschen habe. Allerdings war auch keine andere hilfreiche Hand zur Seite, die das erledigt haette. Es blieb einfach ungewaschen angesichts der Wasserknappheit in den verschneiten hochalpinen Zonen. Ich hab nicht lang Zeit an den "angenehmen" duft nach 2 Wochen zu denken, sie plappert munter weiter. In der pakistanischen Verfilmung von „Friends“ wird sie die Rolle der Jennifer Aniston als Rachel uebernehmen.... Am Schluss moechte sie noch meine Telefonnummer. Ich muss sie leider enttaeuschen. Sowas hab ich nicht. „Aber wie kann ich dich erreichen? Du hast mich beeindruckt und ich moechte dir Geld fuer diese Kalash Schule vorbeibringen!“ Ich bin baff. Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Ich hatte eher den Eindruck die Frage „Was machst du dort und wie ist das so?“ war eher rhetorisch gemeint, denn die Antwort wurde staendig von SMS unterbrochen. "Ich warte draussen auf dich, wir teilen uns ein Taxi, OK? Du wirst dich wundern, dass Wetter in Lahore ist fantastisch jetzt. Geniesse den Moment in dem du den Airport verlaesst!" DAs waren ihre letzten Worte. Mein Gepaeck wollte irgendwie das Flugzeug nicht verlassen oder das Gepaecksband nicht beschmutzen, so dauert e eine Weile, bis ich dann wirklich erstaunlich kuehle, frische Lahorsche Luft einatme. Imran ist schon weg. Ein Taxifahrer kann sich an sie erinnern - oder an einen Teil von ihr. "Enge dunkelblaue Jeans mit 2 aufgenaehten 3-eckigen assymetrischen Taschen hinten? Ja, die ist vorhin weggefahren." Welcome to Pakistan!
Um halb zwoelf nachts trudle ich schwer bepackt bei Javed ein. Wieder zu Hause...
Ein warmer Empfang trotz spaeter Stunde verleiht mir gleich das Gefuehl von trauter Heimat.
Das Gepaeck kann warten, erstmal richtig ausschlafen. Nach der langen Zeit fruehen Schlafen gehens am Trek um spaetesten 9 Uhr abends bin ich ziemlich geschafft. Und ein Platz, an dem ich nach 2 Monaten mal wieder laenger als nur maximal 2 Naechte verweilen kann macht mich gluecklich und laesst mit bald sanft entschlummern. Meine Gedanken sind immer noch in den nepalesischen Bergen...
Namaste, Tashi Delek und Khuda Hafiz
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