1. Reisegruppe - am Karakoram Highway
4 - 17 juli
Assalam Aleykum,
Pakistan ist ein Wunderland, ich genieße es mit jedem Tag mehr und mehr. Zum ersten Mal verdiene ich Geld hier in dem ich Touristen führe. Die erste Gruppe, ein älteres gutbetuchtes Ehepaar kommt aus Deutschland. Wir fahren den Karakoram Highway entlang, vorher Peshawar und Swat Tal, lauter grandiose Plätze um der Hitze im Süden zu entkommen. In den ersten Tagen begleitet mich Javed, ein pakistanischer Guide und inzwischen guter Freund, der mir die kleinen Tipps und Tricks beibringt, daneben noch ein bisschen Urdu inklusive neuer Schrift. Spannend. Hier ist es besonders wichtig zu wissen, wie man sich Freunde im Geschäft macht, mit ein wenig Bakschisch natürlich, aber vor allem mit großem Herzen und Freundlichkeit. Die Arbeitsverhältnisse sind ein wenig anders, Tourguides müssen selbst für ihren Unterhalt aufkommen. Es kommt auf das persönliche Verhandlungsgeschick an, ob man ein freies Zimmer bekommt und kostenloses Essen. Javed hat mir gezeigt, wie das hier funktioniert, es klappt ganz gut. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich sogar Kommission bekommen für Dinge, die meine 2 Schützlinge gekauft haben, selbst wenn ich nicht dabei war. So kommt einiges zusammen, was ich für meine Kalash Projekt verwenden kann. Auch er konnte vieles lernen, was „europäische Touristenerwartungen und deren Erfüllung“ betrifft, hier ticken die Uhren manchmal sehr anders. Er erzählt, dass er falls das von der Agentur mitgegebene Geld zu knapp bemessen war, es selbst aus seiner Tasche bezahlt, aus Angst, dass sein Chef sonst unzufrieden sein könnte und ihn rauswerfen würde – es warten genug andere auf seinen Job. Da leidet manchmal schon das Service am Kunden darunter. Ich habe es da ein wenig leichter, ich führe hauptsächlich rein deutschsprachige Gruppen, die kein Englisch verstehen. Von diesen Menschen gibt es ganz ganz wenig, daher muss ich nicht immer um meine Arbeit fürchten und kann mir erlauben, ein etwas höheres Gehalt zu verlangen.
Javed wurde auf der Reise wie gesagt ein ganz besonderer Freund. Er hat mir nach ein paar Tagen der gegenseitigen Abtastung offen von all seinen Ängsten und Träumen erzählt, eine Kindheit, seine erste, platonische (abgesehen von 1x Händchen halten und ein Kuss, ca. 3 Sek) aber von den Eltern nicht erlaubte Liebe, seine arrangierte Ehe mit einer Frau, die er immer als „very friendly and cooperative“ bezeichnet, seiner strengen Mutter, die der Frau das Leben schwer macht, seinen Verpflichtungen als Vater (Bildung zahlen), Ehemann (Geld, Zeit), Sohn (Gehorsam, Geld), Schwiegersohn (Geld), Bruder (3 Schwestern, die zu ihm als einzigem Bruder abwechselnd für meist 1-2 Wochen zu Besuch kommen samt Kinder und Ehemann versorgen) und nicht zuletzt als Angestellter (arbeiten von 9-17h, meist länger, bei Gruppen 24h, dem Chef jeden Wunsch von den Augen ablesen und Mrs Razal, die den Chef unter ihrer Fuchtel hat jeden lästigen Wunsch erfüllen). Und trotzdem hat er immer ein freundliches Lächeln, Zeit und ein paar Rupien für jeden übrig – ich frag mich wie er das macht. Bewundernswert, dabei sieht er so unscheinbar aus – wenn er nicht redet, denn da sprühen die Funken aus seinen Augen und die Wärme seines großen Herzens ist zu spüren. In den letzten Nächten übernachten wir sogar im gleichen Zimmer. Er hat vorher aus Höflichkeit einer „angrezi“ (Ausländerin) gegenüber nicht gefragt. Unter Tourguides ist es üblich, sich ein Zimmer zu teilen, da es selbst zu bezahlen ist. Er trug die hohen Einzelzimmerkosten ohne Murren. Ich hab das Thema dann mal angesprochen, selbst ziemlich unsicher, einerseits weil ich mir dachte, dass es für ihn mit seinen 500Rp Tagesgage an der Grenze liegen musste und andrerseits, weil ich nicht wusste, was ein Pakistani erwartet, wenn er mit einer „angrezi“ im gleichen Zimmer schlafen soll. Aber es hat wunderbar geklappt, wir haben gemeinsam geredet, gesungen, Urdu gelernt, uns abwechselnd Hinweise & Tipps zum Arbeiten mit europäischen Touristen in Pakistan gegeben.
In Hunza sind die Marillen gerade reif, suess saftig - lecker.
In Karimabad/Hunza nehme ich die beiden mit zu Alamgir, meinem guten Freund, bei dem ich letztes Jahr 3 Tage übernachtet habe. Er lädt uns zum Tee ein, wir kommen natürlich nicht ohne Abendessen davon. Um 11 Uhr klettern wir dann im Dunkeln zum Hotel zurück. Hier treff ich auch Martin wieder, den Österreicher aus dem Fast-Nachbardorf, der mir schon im Kalash Tal über dem Weg gelaufen ist. Neben den beiden deutschen Hasen hab ich zwar nicht viel Zeit, aber für einen gemütlichen Abend reicht's allemal. Ein bisserl Heimat zwischendurch ist wunderschön. Javed hilft mir sogar, ihn als österreichischen Touroperator, von dem Geschäft zu erwarten ist im Baltid Inn einzuquartieren.
Diesmal kann ich sogar den oberen Teil des Karakoram Highways sehen, dort war ich vorher noch nie – aber bitte nicht weiter sagen ;o). Ich hab mich natürlich besonders gut vorbereitet, so dass die beiden nicht merken, dass auch ich Neuland betrete.
Es ist kaum zu vergleichen mit dem unteren Teil, den ich schon 3 Mal gesehen und befahren habe, obwohl der schon eine Zauberwelt für sich darstellt.
Nach Hunza werden die Berge immer schroffer, die Blicke immer schöner, die Gegend immer einsamer, die Natur immer ursprünglicher, das Tal immer weiter und höher. Bis Sost kann ich die beiden Deutschen begleiten, dort befindet sich der vorgelagerte Checkpost mit Zoll und Immigration. Ein geschäftiger Ex Guide, der nun beim Zoll arbeitet nimmt sich gleich meiner an und leitet mich durch das bürokratische Dickicht. Ich habe ja keine Ahnung, war noch nie da. Von Weitem sieht es aus, als ob er ein alter Bekannter wär, der mir als gute Freundin schneller weiter hilft – die Deutschen freuen sich, dass sie wieder mal scheinbar Sonderservice bekommen, mir ist’s recht. Ich kann den Burschen sogar überreden, mir noch Jeeptickets statt den Bustickets zu geben, damit sie es nicht so eng und ungemütlich haben und vielleicht sogar mal einen Extra-Fotostopp einlegen können. Sie sind überglücklich, ich auch, als sie im Jeep sitzen. Eine 3 stündige Fahrt führt dann über den Khunjerab Pass nach China, wo sie bis Beijing weiter fahren – großteils auf der Seidenstraße.
Beim Abschied fließen Tränen der Rührung, obwohl sie am Anfang höflich distanziert waren freundeten wir uns schließlich richtig an. Sie fragen mich, ob ich nicht all ihre folgenden Reisen leiten möchte – seit ihrer Pension bereisen sie die ganze Welt und erzählen Geschichten von überall – manchmal ein bisschen viel .
Ich bin gespannt, was sich daraus entwickelt. Sie interessieren sich auch für mein Schulprojekt und wollen mich dabei unterstützen, das freut mich besonders.
Jetzt sitze ich gerade am Rakaposhi View Point in einem Restaurant, der Rakaposhi (7788m) blickt gnädig aus den Wolken herunter und versüßt mir die Wartezeit.
Wartezeit? Ja, wir sind in Pakistan, der Highway ist seit 2 Tagen verschüttet und die Bulldozer versuchen ihr bestes, ihn wieder flott zukriegen, mal sehen wie lange es dauert. Die Leute hier sind so gastfreundlich, so zuvorkommend. Ich hab schon ein schlechtes Gewissen. Ich bekomme freie Verköstigung, einer stellte mir sein Zimmer zur Verfügung, ständig kommt jemand mit zuckersüßen frischen Marillen/Aprikosen, Feigen, Nüssen und anderen Köstlichkeiten. In einer Stunde geht es weiter – seit 7 Stunden. Pakistanische Stunden sind immer relativ. Mal sehen. Ich bin froh über die geschenkte Zeit, in der ich endlich die stets verschobenen Dinge erledigen kann, die ich schreiben oder lesen sollte. Hier kann niemand stören oder mich weglocken – außer zwischendurch immer mal ein paar Touristen, die vorbei kommen und sich über den Straßenzustand erkundigen. Telefon und Internet funktionieren hier nicht, ich bin also auch nicht in Versuchung, meine Zeit dort zu vertrödeln…
Am Nachmittag des 2. Tages geht es weiter, ich lerne, dass man selbst am Karakoram Highway 100km/h fahren kann – wer hätte das gedacht. Suheel, der Fahrer tut sein bestes, um das Auto bald zum Chef zurück zu bringen – heil? Inchallah!
Die Nacht im PTDC in Besham tut gut, auch wenn sie kurz ist. Um halb fünf Uhr morgens geht es weiter, nach 4 Stunden Schlaf. Als ob die Hitze in Lahore so verlockend sein würde. Der Motorway nach Lahore ist nicht zu vergleichen mit dem Karakoram Highway – eine Welt für sich. Breit, schnurgerade, eben, ohne Rikschas, Tiere, Fußgänger und sonstiges Pakistanisches Straßenleben. Fast ein bisserl langweilig nach Schluchten, Wasserfällen, Felshängen und – rutschen, Ziegenherden, Furten, Schotterpisten, Schlamm und Staub. Die Hinweisschilder warnen hier vor Hyänen, Igeln und Schildkröten. Ein Waran versucht unangekündigt die Straße zu überqueren, überlegt es sich dann aber doch anders. Ein Stück weiter vorne liegt ein kaputter Schildkrötenpanzer.
Je weiter wir runter kommen, desto heißer wird es, 2h vor Lahore schalten wir die Klimaanlage im Hiace ein. Es ist zwar nicht ganz so heiß wie ei meiner Abfahrt, gegen die klare, kühle frische Luft in Hunza aber eine trüber stinkende Staubschicht, die bis in die Lungen vordringt.
Zuhause erfahre ich von dem Zugunglück, bei dem 3 Züge zusammen gefahren sind. Einer zw Karachi und Lahore und 2 zw Quetta und Lahore soviel ich weiß.
Die Explosionen in London hab ich nur am Rande mitbekommen, zufällig hab ich 3h nach dem Ereignis zum ersten und letzten Mal auf meiner Reise den Fernseher eingeschaltet. Niemand wusste was los war, weder Ursache noch Auswirkung, aber alle spekulierten schon wild über Al Quaida und den nächsten Vergeltungsschlag im Kampf gegen den Terror. Es hängt mir echt schon zum Hals raus. Als dann noch Condis furchterregend hinterlistiges Antlitz über den Schirm flimmerte musste ich abdrehen. Ich bin zwar sonst nicht der Mensch der die Augen zumacht wenn etwas passiert, aber im letzten Eck des Karakoram Highways sind einem in diesen Dingen doch ein wenig die Hände gebunden, also hab ich Mrs. Rice in den Orbit der Vergessenheit geschickt und mich wieder mit meinen 2 Patienten äh, Klienten abgegeben.
Zurück in Lahore ist fast wie heimkommen, nur die Gesichter der Guards haben sich schon wieder verändert.
2 neue sind nun am Werk, ich weiß manchmal nicht ob es sicherer ist Guards zu haben, weil sie aufpassen – oder ob es besser ohne wäre, weil man ihnen ja auch nicht wirklich vertrauen kann – wenn man schon Eindringlinge fürchtet. Glücklicherweise gehöre ich zu den leichtsinnigen Leuten, die solche Dinge nicht fürchtet und sich vor allem wenn’s doch kommen sollte nicht nachträglich drüber ärgern – also mal sehen was so kommt.
Oft fragen mich Leute, ob Pakistan nicht doch ein sehr unsicheres Land ist – ich kann nur sagen: in gewissen Gegenden ja, aber die sind bekannt und werden gemieden. Hier weiß ich wenigsten, wo ich nicht hin soll, bzw. wo ich aufpassen muss – in der Londoner U-Bahn hätt ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet. Ich bin grade lieber in Pakistan als in England…
Also bis irgendwann mal,
choda hafez
pir milenge (wieder sehen)
Bei Yahoo gibt's Fotos zum blog, falls Du nach dem Passwort gefragt wirst: acchigom
Arbeit 1.Gruppe KKH pics
Assalam Aleykum,
Pakistan ist ein Wunderland, ich genieße es mit jedem Tag mehr und mehr. Zum ersten Mal verdiene ich Geld hier in dem ich Touristen führe. Die erste Gruppe, ein älteres gutbetuchtes Ehepaar kommt aus Deutschland. Wir fahren den Karakoram Highway entlang, vorher Peshawar und Swat Tal, lauter grandiose Plätze um der Hitze im Süden zu entkommen. In den ersten Tagen begleitet mich Javed, ein pakistanischer Guide und inzwischen guter Freund, der mir die kleinen Tipps und Tricks beibringt, daneben noch ein bisschen Urdu inklusive neuer Schrift. Spannend. Hier ist es besonders wichtig zu wissen, wie man sich Freunde im Geschäft macht, mit ein wenig Bakschisch natürlich, aber vor allem mit großem Herzen und Freundlichkeit. Die Arbeitsverhältnisse sind ein wenig anders, Tourguides müssen selbst für ihren Unterhalt aufkommen. Es kommt auf das persönliche Verhandlungsgeschick an, ob man ein freies Zimmer bekommt und kostenloses Essen. Javed hat mir gezeigt, wie das hier funktioniert, es klappt ganz gut. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich sogar Kommission bekommen für Dinge, die meine 2 Schützlinge gekauft haben, selbst wenn ich nicht dabei war. So kommt einiges zusammen, was ich für meine Kalash Projekt verwenden kann. Auch er konnte vieles lernen, was „europäische Touristenerwartungen und deren Erfüllung“ betrifft, hier ticken die Uhren manchmal sehr anders. Er erzählt, dass er falls das von der Agentur mitgegebene Geld zu knapp bemessen war, es selbst aus seiner Tasche bezahlt, aus Angst, dass sein Chef sonst unzufrieden sein könnte und ihn rauswerfen würde – es warten genug andere auf seinen Job. Da leidet manchmal schon das Service am Kunden darunter. Ich habe es da ein wenig leichter, ich führe hauptsächlich rein deutschsprachige Gruppen, die kein Englisch verstehen. Von diesen Menschen gibt es ganz ganz wenig, daher muss ich nicht immer um meine Arbeit fürchten und kann mir erlauben, ein etwas höheres Gehalt zu verlangen.
Javed wurde auf der Reise wie gesagt ein ganz besonderer Freund. Er hat mir nach ein paar Tagen der gegenseitigen Abtastung offen von all seinen Ängsten und Träumen erzählt, eine Kindheit, seine erste, platonische (abgesehen von 1x Händchen halten und ein Kuss, ca. 3 Sek) aber von den Eltern nicht erlaubte Liebe, seine arrangierte Ehe mit einer Frau, die er immer als „very friendly and cooperative“ bezeichnet, seiner strengen Mutter, die der Frau das Leben schwer macht, seinen Verpflichtungen als Vater (Bildung zahlen), Ehemann (Geld, Zeit), Sohn (Gehorsam, Geld), Schwiegersohn (Geld), Bruder (3 Schwestern, die zu ihm als einzigem Bruder abwechselnd für meist 1-2 Wochen zu Besuch kommen samt Kinder und Ehemann versorgen) und nicht zuletzt als Angestellter (arbeiten von 9-17h, meist länger, bei Gruppen 24h, dem Chef jeden Wunsch von den Augen ablesen und Mrs Razal, die den Chef unter ihrer Fuchtel hat jeden lästigen Wunsch erfüllen). Und trotzdem hat er immer ein freundliches Lächeln, Zeit und ein paar Rupien für jeden übrig – ich frag mich wie er das macht. Bewundernswert, dabei sieht er so unscheinbar aus – wenn er nicht redet, denn da sprühen die Funken aus seinen Augen und die Wärme seines großen Herzens ist zu spüren. In den letzten Nächten übernachten wir sogar im gleichen Zimmer. Er hat vorher aus Höflichkeit einer „angrezi“ (Ausländerin) gegenüber nicht gefragt. Unter Tourguides ist es üblich, sich ein Zimmer zu teilen, da es selbst zu bezahlen ist. Er trug die hohen Einzelzimmerkosten ohne Murren. Ich hab das Thema dann mal angesprochen, selbst ziemlich unsicher, einerseits weil ich mir dachte, dass es für ihn mit seinen 500Rp Tagesgage an der Grenze liegen musste und andrerseits, weil ich nicht wusste, was ein Pakistani erwartet, wenn er mit einer „angrezi“ im gleichen Zimmer schlafen soll. Aber es hat wunderbar geklappt, wir haben gemeinsam geredet, gesungen, Urdu gelernt, uns abwechselnd Hinweise & Tipps zum Arbeiten mit europäischen Touristen in Pakistan gegeben.
In Hunza sind die Marillen gerade reif, suess saftig - lecker.
In Karimabad/Hunza nehme ich die beiden mit zu Alamgir, meinem guten Freund, bei dem ich letztes Jahr 3 Tage übernachtet habe. Er lädt uns zum Tee ein, wir kommen natürlich nicht ohne Abendessen davon. Um 11 Uhr klettern wir dann im Dunkeln zum Hotel zurück. Hier treff ich auch Martin wieder, den Österreicher aus dem Fast-Nachbardorf, der mir schon im Kalash Tal über dem Weg gelaufen ist. Neben den beiden deutschen Hasen hab ich zwar nicht viel Zeit, aber für einen gemütlichen Abend reicht's allemal. Ein bisserl Heimat zwischendurch ist wunderschön. Javed hilft mir sogar, ihn als österreichischen Touroperator, von dem Geschäft zu erwarten ist im Baltid Inn einzuquartieren.
Diesmal kann ich sogar den oberen Teil des Karakoram Highways sehen, dort war ich vorher noch nie – aber bitte nicht weiter sagen ;o). Ich hab mich natürlich besonders gut vorbereitet, so dass die beiden nicht merken, dass auch ich Neuland betrete.
Es ist kaum zu vergleichen mit dem unteren Teil, den ich schon 3 Mal gesehen und befahren habe, obwohl der schon eine Zauberwelt für sich darstellt.
Nach Hunza werden die Berge immer schroffer, die Blicke immer schöner, die Gegend immer einsamer, die Natur immer ursprünglicher, das Tal immer weiter und höher. Bis Sost kann ich die beiden Deutschen begleiten, dort befindet sich der vorgelagerte Checkpost mit Zoll und Immigration. Ein geschäftiger Ex Guide, der nun beim Zoll arbeitet nimmt sich gleich meiner an und leitet mich durch das bürokratische Dickicht. Ich habe ja keine Ahnung, war noch nie da. Von Weitem sieht es aus, als ob er ein alter Bekannter wär, der mir als gute Freundin schneller weiter hilft – die Deutschen freuen sich, dass sie wieder mal scheinbar Sonderservice bekommen, mir ist’s recht. Ich kann den Burschen sogar überreden, mir noch Jeeptickets statt den Bustickets zu geben, damit sie es nicht so eng und ungemütlich haben und vielleicht sogar mal einen Extra-Fotostopp einlegen können. Sie sind überglücklich, ich auch, als sie im Jeep sitzen. Eine 3 stündige Fahrt führt dann über den Khunjerab Pass nach China, wo sie bis Beijing weiter fahren – großteils auf der Seidenstraße.
Beim Abschied fließen Tränen der Rührung, obwohl sie am Anfang höflich distanziert waren freundeten wir uns schließlich richtig an. Sie fragen mich, ob ich nicht all ihre folgenden Reisen leiten möchte – seit ihrer Pension bereisen sie die ganze Welt und erzählen Geschichten von überall – manchmal ein bisschen viel .
Ich bin gespannt, was sich daraus entwickelt. Sie interessieren sich auch für mein Schulprojekt und wollen mich dabei unterstützen, das freut mich besonders.
Jetzt sitze ich gerade am Rakaposhi View Point in einem Restaurant, der Rakaposhi (7788m) blickt gnädig aus den Wolken herunter und versüßt mir die Wartezeit.
Wartezeit? Ja, wir sind in Pakistan, der Highway ist seit 2 Tagen verschüttet und die Bulldozer versuchen ihr bestes, ihn wieder flott zukriegen, mal sehen wie lange es dauert. Die Leute hier sind so gastfreundlich, so zuvorkommend. Ich hab schon ein schlechtes Gewissen. Ich bekomme freie Verköstigung, einer stellte mir sein Zimmer zur Verfügung, ständig kommt jemand mit zuckersüßen frischen Marillen/Aprikosen, Feigen, Nüssen und anderen Köstlichkeiten. In einer Stunde geht es weiter – seit 7 Stunden. Pakistanische Stunden sind immer relativ. Mal sehen. Ich bin froh über die geschenkte Zeit, in der ich endlich die stets verschobenen Dinge erledigen kann, die ich schreiben oder lesen sollte. Hier kann niemand stören oder mich weglocken – außer zwischendurch immer mal ein paar Touristen, die vorbei kommen und sich über den Straßenzustand erkundigen. Telefon und Internet funktionieren hier nicht, ich bin also auch nicht in Versuchung, meine Zeit dort zu vertrödeln…
Am Nachmittag des 2. Tages geht es weiter, ich lerne, dass man selbst am Karakoram Highway 100km/h fahren kann – wer hätte das gedacht. Suheel, der Fahrer tut sein bestes, um das Auto bald zum Chef zurück zu bringen – heil? Inchallah!
Die Nacht im PTDC in Besham tut gut, auch wenn sie kurz ist. Um halb fünf Uhr morgens geht es weiter, nach 4 Stunden Schlaf. Als ob die Hitze in Lahore so verlockend sein würde. Der Motorway nach Lahore ist nicht zu vergleichen mit dem Karakoram Highway – eine Welt für sich. Breit, schnurgerade, eben, ohne Rikschas, Tiere, Fußgänger und sonstiges Pakistanisches Straßenleben. Fast ein bisserl langweilig nach Schluchten, Wasserfällen, Felshängen und – rutschen, Ziegenherden, Furten, Schotterpisten, Schlamm und Staub. Die Hinweisschilder warnen hier vor Hyänen, Igeln und Schildkröten. Ein Waran versucht unangekündigt die Straße zu überqueren, überlegt es sich dann aber doch anders. Ein Stück weiter vorne liegt ein kaputter Schildkrötenpanzer.
Je weiter wir runter kommen, desto heißer wird es, 2h vor Lahore schalten wir die Klimaanlage im Hiace ein. Es ist zwar nicht ganz so heiß wie ei meiner Abfahrt, gegen die klare, kühle frische Luft in Hunza aber eine trüber stinkende Staubschicht, die bis in die Lungen vordringt.
Zuhause erfahre ich von dem Zugunglück, bei dem 3 Züge zusammen gefahren sind. Einer zw Karachi und Lahore und 2 zw Quetta und Lahore soviel ich weiß.
Die Explosionen in London hab ich nur am Rande mitbekommen, zufällig hab ich 3h nach dem Ereignis zum ersten und letzten Mal auf meiner Reise den Fernseher eingeschaltet. Niemand wusste was los war, weder Ursache noch Auswirkung, aber alle spekulierten schon wild über Al Quaida und den nächsten Vergeltungsschlag im Kampf gegen den Terror. Es hängt mir echt schon zum Hals raus. Als dann noch Condis furchterregend hinterlistiges Antlitz über den Schirm flimmerte musste ich abdrehen. Ich bin zwar sonst nicht der Mensch der die Augen zumacht wenn etwas passiert, aber im letzten Eck des Karakoram Highways sind einem in diesen Dingen doch ein wenig die Hände gebunden, also hab ich Mrs. Rice in den Orbit der Vergessenheit geschickt und mich wieder mit meinen 2 Patienten äh, Klienten abgegeben.
Zurück in Lahore ist fast wie heimkommen, nur die Gesichter der Guards haben sich schon wieder verändert.
2 neue sind nun am Werk, ich weiß manchmal nicht ob es sicherer ist Guards zu haben, weil sie aufpassen – oder ob es besser ohne wäre, weil man ihnen ja auch nicht wirklich vertrauen kann – wenn man schon Eindringlinge fürchtet. Glücklicherweise gehöre ich zu den leichtsinnigen Leuten, die solche Dinge nicht fürchtet und sich vor allem wenn’s doch kommen sollte nicht nachträglich drüber ärgern – also mal sehen was so kommt.
Oft fragen mich Leute, ob Pakistan nicht doch ein sehr unsicheres Land ist – ich kann nur sagen: in gewissen Gegenden ja, aber die sind bekannt und werden gemieden. Hier weiß ich wenigsten, wo ich nicht hin soll, bzw. wo ich aufpassen muss – in der Londoner U-Bahn hätt ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet. Ich bin grade lieber in Pakistan als in England…
Also bis irgendwann mal,
choda hafez
pir milenge (wieder sehen)
Bei Yahoo gibt's Fotos zum blog, falls Du nach dem Passwort gefragt wirst: acchigom
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