asiatische traeume

angefangen in 2005 war die urspruengliche idee, von bhutan ueberland nach oesterreich zu fahren - in pakistan wendete sich das blatt, das land und die leute nahmen mich gefangen, so blieb ich laenger als gedacht...

Tuesday, February 12, 2008

Chitral - oder doch nicht

Dezember

In den Eidfeiertagen wollte ich dann endlich nach Chitral fahren, wohl verdiente Ferien, die mir mein Chef auch gnädig gewährte. Ich packte also frohen Mutes meine Sachen und machte mich auf nach Peshawar, wo ich mit Saida, die ebenfalls in Islamabad war und nach Chitral wollte, gemeinsam fliegen sollte. Wie immer im Daewoo Bus checke ich mein Gepäck ein, bekomme die Abschnitt mit der Referenznummer und zeige ihn beim Aussteigen in Peshawar vor, nehme meine Tasche entgegen – ist ohnehin die letzte – und dann geht’s ab zu Saida. Ich falle tot müde ins Bett und als ich am morgen noch leicht verschlafen nach meiner Bürste kramte musste ich feststellen, dass ich sie vergessen hatte. Außerdem schienen plötzlich eigenartige Dinge in meiner Tasche zu sein, die ich noch nie vorher gesehen hatte. Ganz langsam dämmert es mir, dass diese Tasche, die meiner bis aufs Haar und den kaputten Reisverschluss rechts gleicht doch nicht meine Tasche ist.
Dann war ich aber schlagartig wach. Ich hatte 5 min vor Abfahrt, weil ich so müde war und dachte dass mir vielleicht jemand den Pass aus der Handtasche stiehlt wenn ich einschlafe, eben diesen Reisepass ins Check-in Gepäck gegeben, das ganz sicher untern ohne Zugriffmöglichkeit von Dritten verstaut war. Bravo.
Ich fahre also zu Daewoo und schildere die Geschichte, lasse dann die leere Tasche dort und nehme den Inhalt mit heim. Ich muss sicher gehen, dass wenn die Leute die meine Tasche haben kommen, nicht einfach ihre nehmen und meine auch noch behalten. In die leere Tasche lege ich meine Kontaktnummer und lasse alle Daewoomitarbeiter am Terminal kommen um ihnen alles zu erklären und ihnen einzubläuen, dass sie mich anrufen müssen falls die Tasche auftaucht oder jemand anruft. Ihr Europäer denkt nun dass das doch automatisch gehen muss…. Jaja… haha…
Also nix mit Chitral, ich hoffe dass die Tasche irgendwie auftaucht, werde aber überall eher für dumm gehalten. Meine Digitalkamera war auch dort drin. Man würde das alles eher verkaufen und sich eins Grinsen über die dumme Ausländerin… Ich seh mich schon auf der Botschaft einen neuen Pass beantragen und auf der Polizei einen Bericht für die Versicherung schreiben. Gott Sei Dank hab ich ja eine Kreditkarte, bei der Reisegepäckverlust enthalten ist. Da meine Tasche schon weg war als ich ausstieg und der Daewoo Mensch auch noch getan hat als ob er meinen Luggagetag kontrollieren würde ist es wenigstens nicht meine Schuld.
Ich frag mich nur mal wieder, da ich ja glaube, dass alles aus einem bestimmten Grund hat und auch seine positive Seite hat – warum dies nun hatte sein müssen.
Ich mach also nach 2 Tagen ohne Neuigkeiten diesen Polizeibericht, der ziemlich für die Würste war, weil – als ich ihn übersetzen ließ – nichts wirklich Informatives drinstand und tausend kleine Fehler unterlaufen waren. Dann also auf nach Islamabad zur Botschaft und einen neuen Pass beantragen. Es ist mein erstes Mal auf der Botschaft, das erste Mal mit Österreichern. Ich bin froh, dass mir gleich und ohne Umstände genau gesagt wird was ich bringen muss und dass ich mich darauf verlassen kann, dass sich das nicht am nächsten Tag ändert. Nur Passfotos und ein paar tausend Rupien, die Kopien von Geburtsurkunde und Staatsbürgerschaftsnachweis habe ich schon mit. Sehr gut. Am nächsten Tag bringe ich alles.
Beim Passfoto machen ist alles wieder sehr pakistanisch. Sie retuschieren die Fotos, machen falschen Hintergrund und so verbringen ich 3 Stunden dort… Warum muss das nun wieder sein? Im Taxi zur Botschaft erfahre ich es. Das Telefon läutet, der Terminalmanager von Daewoo ist dran und erklärt mir freudig, dass die Tasche da ist mit allem Drum und Dran. Hurraaaaa…. Bleibt nur noch die Frage, warum nun die ganzen Umstände.
Ich fahr doch noch auf die Botschaft, plaudere ein wenig mit dem zuständigen Herren, wir freuen uns beide dass alles geklappt hat und er sagt mir noch, dass jeden Freitag bei ihm einen kleines Treffen von einigen Österreichern stattfindet zu dem ich doch manchmal kommen soll. Sehr gut.
Also wieder auf nach Peshawar, ich muss ja die Sachen der Leute zurückgeben, die meinen Tasche hatten.
Es ist Eid Tag, bei Daewoo sind alle Sitze ausgebucht und – zum ersten Mal – im Voraus zu bezahlen, also keine Chance auf ein Ticket. Normalerweise reservieren die Leute und mindestens 20% erscheinen nicht oder fahren später, weil sie für mehrere Zeiten gebucht haben – Pakistanische Art eben. Ich marschiere also zum hiesigen Terminal Manager und erkläre ihm, dass ich wegen seinem unzuverlässigen Personal meine Tasche verloren habe und sie nun durch Gottes Gnade wieder aufgetaucht ist und ich sie nun eben auch noch extra holen muss. Ich sage ihm dass ich keinen Aufstand zu machen Gedenke weil ich die Fahrt hin und zurück wegen Inkompetenz seiner Firma bezahlen muss, ich will nur ein Ticket. Er ist ein wenig baff aber gibt mir schlussendlich doch noch ein Ticket neben der Hostess.
Ich bekomme meine Tasche und weiß nun, dass es doch noch ein paar gute Menschen gibt hier unten im Süden. Mein Chitral Urlaub ist aber nicht mehr möglich, da mein Chef mit nicht den ganzen Monat frei gegeben hat. Ich hatte mich echt gefreut, das Winterfest dort zu verbringen, aber nun ist es schon vorüber. Meine Kalashmutter ruft ständig an und fragt mich, ob ich sie denn vergessen hätte und welche Ausrede ich nun wieder habe, nicht raufzukommen. Ich mag schon gar nicht mehr abheben, wenn der Klingelton ertönt… Acchi gos a no… Kommst du zurück oder nicht…

Nun ja, also ein paar Tage wieder bei Col Khushwaqt, ein paar in Islamabad auch bei Freunden – Saidas Tochter wohnt dort – Alis Schwester – und wird bald eine gute Freundin. Eine der Freitagspartys besuche ich auch. Es tut gut wieder mal deutsch zu reden und zu erfahren, wie es anderen so geht in Pakistan.
Als alles sich wieder normalisiert – oder so schient es – wird Benazir Bhutto umgebracht, für einige Tage steht wieder alles still, Polizeisperren hier und dort, Geschäfte, Banken und Schulen geschlossen, die Märtyrerin wird beheult. Niemand denkt mehr daran, wie sehr sie sie gehasst haben. Nicht dass ich froh bin oder ihr wünsche zu sterben, keinesfalls. Mord ist nie eine Lösung. Aber die Falschheit mit der nun über ihr Leben berichtet wird wo vor 2 Tagen noch alles voll war mit Hasstiraden und Anschuldigungen ist sehr krass. Das Volk ist auf der Strasse, kein unterschied ob vorher Anhänger oder Opposition. Alle wollen sie rächen, die Gute, die immer nur das Beste für das Volk wollte.

Also wieder ein paar Tage keine Arbeit, dafür haben wir eine schöne Silvesterparty mit Amina, Ali, Sikander, Khushwaqt im Haus von Siraj, einem anderen Sohn von Khushwaqt. Ich hatte schon voriges Jahr ein paar Bleigießfiguren aus Österreich mitgebracht und sie damals vergessen. Dieses Mal haben wir alle Spaß daran. Der Brauch war vorher nicht bekannt, aber das Zukunftvorhersagen aus den entstandenen Figuren ist immer spannend.

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